Seit langem schon haben Menschen mit verschiedenen Ideologien experimentiert, um eine offensichtlich zivilisierte Welt zu entwickeln, in der jeder Mensch sinnvoll und froh leben kann.

Der Zustand, in dem die Welt heute ist, zeigt uns, dass dies leider fehlschlug. Menschliche Logik allein reicht eben nicht aus, um ein ethisches und moralisches System zu entwickeln, das universell akzeptabel und bindend ist.

Wenn wir uns die moralische Degenerierung der heutigen Gesellschaft vor Augen halten, dann kommt die berechtigte Frage nach der jüdischen Antwort. Vielleicht sollten wir uns zurückziehen und eine isolierte Gemeinde werden, die sich nur um ihr eigenes Überleben kümmert? Vielleicht sollten wir unsere „Auserwähltheit“ nur zu unserem eigenen Vorteil ausnutzen? Das könnte tatsächlich unserem Eigeninteresse bis zu einem gewissen Grad dienen. Aber es war schon immer ein wichtiger Teil des G-ttlichen Planes, dass wir als Volk der Tora den Menschen den Weg zur Hoffnung und zum Sinn des Lebens zeigen.

Nein, das Judentum macht keine Proselyten. Es bemüht sich nicht darum, Konvertiten zu bekommen. Wir glauben, dass jeder Mensch einen Auftrag in G-ttes Schöpfung zu erfüllen hat, und dass jeder Mensch die Belohnungen des Allmächtigen verdienen kann, sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen Welt – vorausgesetzt, dass er die für ihn g-ttlich bestimmten Richtlinien akzeptiert und befolgt. Für den Juden sind das die 613 Gebote. Für den Nicht-Juden – d.h. alle „Nachkommen Noah’s – bedeutet es das Grundprogramm des ethischen Monotheismus, das sich auf sieben Geboten gründet. Es ist der universelle Moralkodex „Die Sieben Gesetze für die Nachkommen Noahs”.

„Die Sieben Gesetze Noahs” beginnen mit dem Gebot, dass nichts außer dem Einen höchsten G-tt angebetet werden darf. Die Gesetze beinhalten ein geordnetes System ethischen Verhaltens. Der Rebbe weihte eine Kampagne zu dem Zweck, die Gesetze Noah’s der Welt beizubringen und zu verteilen.

Eine offensichtliche Frage entsteht: „Warum jetzt?” Warum soll jetzt dieses Outreachprogramm für die Nichtjuden durchgeführt werden? Warum haben die großen Tora-Führungspersönlichkeiten der früheren Generationen diesem Programm keine Priorität beigemessen? Die Antwort ist, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Juden in der Vergangenheit nicht so mit ihren nicht-jüdischen Nachbarn zu sprechen in der Lage waren. Die Juden waren bislang Opfer der äußeren Umstände und konnten es daher nicht wagen, ihren Gastgebern etwas über Glauben und Moral beibringen zu wollen.

Heute können die Juden in den meisten Ländern - G-tt sei Dank - über alle Themen ihre freie Meinung sagen. Würden sich trotzdem die Juden nur als „unbesorgte Beobachter” fühlen und ihr Wissen und ihre Erkenntnisse nicht mitteilen, dann hieße das, ihren religiösen Auftrag zu vernachlässigen. Jetzt, da niemand mehr die Juden hindert, sind sie verpflichtet, diese Möglichkeit zu nutzen!

Die bestehende Verpflichtung macht es notwendig, zu handeln: Auf zwei Ebenen sind große Erfolge zu verzeichnen: Auf Regierungsebene und an der Basis. Staatsoberhäupter und Regierungsmitglieder verschiedener Länder – insbesondere der USA – gaben bereits Erklärungen ab, in denen sie ihre Bürger dazu ermuntern, die Gesetze Noah’s zu befolgen.

Die Geschichte wiederholt sich. Wieder hat diese Kampagne des Rebbe ein starkes Innovationsgefühl hervorgerufen. Der durchschnittliche Nicht-Jude hatte, obwohl er die zehn Gebote kannte, noch nie etwas von den Gesetzen Noah’s gehört. Aber heutzutage, d.h. nur einige Jahre nach dem Beginn dieser Aktion, nehmen Führungspersönlichkeiten in der Regierung und im Erziehungswesen auf der ganzen Welt immer mehr Bezug auf die Gesetze Noah’s, als einer fundamentalen Grundlage ethischen Verhaltens. Politiker und Erziehungswissenschaftler sind über die wachsende Erosion der Moralität besorgt und unterstützen deshalb dankbar eine solche Kampagne.

Innerhalb der jüdischen Gemeinde wächst immer stärker das Bewusstsein, unsere Kontakte zu nicht-jüdischen Freunden und Bekannten nicht nur auf materiellem Gebiet, sondern auch hinsichtlich des moralischen Einfluss’ zu vertiefen, um ihnen die Gesetze Noah’s nahe zu bringen.

Zusammenfassung: Die Chabad-Lubawitsch-Einstellung zur nicht-jüdischen Welt, besteht in unserem Auftrag, unser Leben in G-ttlicher Würde sinnvoll zu leben, und zwar so, dass wir dann unvermeidlich andere inspirieren. Wenn wir über ein Höheres Wesen sprechen, das diese Welt erschaffen hat und weiterhin über uns wacht, dann werden andere beginnen, Seine Gegenwart zu spüren. Und wenn wir lautstark Vulgarität verneinen und G-tt-gegebenen Anstand und Sinnhaftigkeit fördern, dann werden andere unserem Beispiel folgen. In dieser Zeit der moralischen Krise müssen wir mit konzertierten Aktionen versuchen, alle Menschen an ihren ursprünglichen Auftrag zu erinnern. G-ttes Plan wird dann verwirklicht werden, wenn alle erklären, dass diese Welt G-ttes Wohnstatt ist, und sie erkennen: „Die Erde und alles, was auf ihr ist, sind des Herrn, einschließlich der Welt und seiner Bewohner“. Psalm 24.