Russland – die Wiege von Chabad. Hier wurde Chabad gepflanzt, gehegt und gepflegt. Es erblühte, gedieh und entwickelte starke Wurzeln. Von Liosna bis Liadi, von Lubawitsch bis zu den weitentferntesten Teilen der jüdischen Ansiedlung wurde Chabad bekannt, berühmt, verehrt und in Ehren gehalten.
Die frühen Jahre: Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Lubawitscher Gesandten auch die weit entferntesten Ecken des Zarenreiches erreicht. Sie wurden von Rabbi Scholom Dowber, der als Rebbe Raschab, 1860-1920, fünfter Leiter von Chabad bekannt ist, geschickt. Dort besuchten und inspirierten sie die Juden dieser weit entfernten Gemeinden. Die ungebildeten Abkömmlinge der „Kantonisten“, - Kinder, die aus ihren jüdischen Familien gerissen wurden, um ihr Leben als Soldaten des Zaren zu verbringen – , aber auch die orientalischen Juden in Buchara, die Gebirgsjuden von Georgien und Dagestan, hießen die Chabad-Emissäre willkommen, die sich dann daran machten, Tora zu unterrichten und das allgemeine Niveau der jüdischen Lebensweise zu verbessern.
Der Erste Weltkrieg stürzte die osteuropäischen jüdischen Gemeinden in ein Chaos, das die Entwurzelung großer Völkergruppen sowie die Störung des traditionellen Tora-Bildungssystems zur Folge hatte. Dann kam 1917 die bolschewistische Revolution.
Die Revolution und die Stalin Ära: Die Revolution eröffnete eine angsterregende neue Ära. Religiöse Erziehung der jungen Leute wurde gebannt, die Praxis des Judentums wurde systematisch ausgelöscht und Tora-treue Juden – insbesondere Chassidim – wurden verfolgt, eingesperrt, ins Exil geschickt, gequält und erschossen. Eltern mussten viel Mut aufbringen, um ihren Sohn beschneiden zu lassen. Schabbat und Kaschrut zu halten, wurde für auch für jene Juden praktisch unmöglich, die vor der Revolution Tora-treu gelebt hatten.
„Schneersohns Laufen Nicht Weg ...“ Die meisten jüdischen Leiter nahmen jede Gelegenheit war, das Land zu verlassen. Aber das Schicksal Chabads war mit dem russischen Judentum unzertrennlich verbunden. Der sechste Lubawitscher Rebbe, Rabbi Josef Jizchak Schneersohn (1880-1950), Sohn des Rebbe Raschab, sagte einem Polizisten zur Zarenzeit: „Die Schneersohns laufen nicht weg!“ Er blieb als einziger jüdischer Leiter freiwillig in der Sowjetunion, - und damit seinem Wort treu.
Das Fundament: Der vorige Rebbe baute mit aller Kraft ein weitverzweigtes Jeschiwa-Netzwerk, das im Untergrund über das ganze große Land hinweg operierte.
Das gesamte jüdisch-religiöse Leben, das heute in der früheren Sowjetunion existiert, ist direkt auf diese Grundlagen zurückzuverfolgen.
In einer dunklen Nacht in Moskau des Winters 1924 traf Rabbi Josef Jizchak Schneersohn, der sechste Rebbe von Lubawitsch, eine Abmachung mit einer Gruppe junger Männer. Sie schworen, bis zu ihrem Ende um die Erhaltung ihrer Religion für die sowjetischen Juden zu kämpfen, selbst wenn das mit ihrem Leben bezahlen müssten.
Unter der Leitung des Rebbe wurde ein Untergrundnetzwerk von Hunderten Cheder-Grundschulen, Jeschiwas und Mikwaot organisiert. Von Sankt Petersburg im Westen bis Taschkent im Osten hielten diese aufopferungsvollen Männer und Frauen den Funken des Judentums in Hunderten Städten über das Land hinweg lebendig.
Den Rebbe und seine Mitarbeiter verfolgten, jagten, bedrängten die Kommunisten. Oft verfüllten sie innerhalb weniger Tage eine neue Mikwe mit Zement, oder es tauchte ein Bericht in der Gemeinde auf, wonach der Lehrer von einem Schießkommando abgeholt wurde, und seine jungen Studenten nach Sibirien deportiert.
Während der Jahre des Kommunismus wurden Hunderte chassidische Aktivisten exekutiert. Tausende kamen unschuldig ins Gefängnis und für mehrere Jahre zur Zwangsarbeit nach Sibirien.
1927 wurde Rabbi Josef Jizchak selbst ins Gefängnis geworfen und die Todesstrafe über ihn verhängt. Nur durch die Intervention der amerikanischen, der deutschen und der litauischen Regierung, sowie durch Petitionen, die Hunderttausende Juden in der Sowjetunion unterzeichneten, wurde die Todesstrafe in Ausweisung umgewandelt. Der Rebbe wurde aus der Sowjetunion verbannt.
Ein neuer Anfang: 1950 wurde sein Schwiegersohn, Rabbi Menachem Mendel Schneersohn, gesegneten Andenkens, mit 48 Jahren der Rebbe. Unter seiner Führung intensivierte sich der Kampf für die sowjetischen Juden.
Der Rebbe arbeitete tagtäglich für ihr physisches und geistiges Wohlergehen. Er schickte Paare als Touristen zu seinen Untergrundleuten in die Sowjetunion.
Diese Ehepaare, deren Aufgabe es war, den im Untergrund arbeitenden Mitarbeitern Kraft zu geben, lernten Hunderte Namen und Adressen auswendig. Sowjetische Grenzsoldaten fragten sich, warum chassidische Ehepaare, die für zwei Wochen in die Sowjetunion kamen, so viel koschere Salami und jüdische Bücher und Filme mitbrachten. So wurde diese humanitäre Hilfe den Juden in Städten und Schtetteln im ganzen Land zuteil.
Vielleicht mehr als alles andere brachten die Schluchim den sowjetischen Juden die Nachricht, dass jemand auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs sich an sie erinnert und um sie sorgt. Jemand würde nicht schlafen und nicht ruhen, bis sie aus ihrer Gefangenschaft befreit werden würden.
Im Jahre 1989 brach der Kommunismus zusammen und die Perestroika begann.
Der Rebbe schickte sofort Schluchim, um das Judentum aus der Versenkung zu holen.
Als die religiösen Einschränkungen offiziell aufgehoben wurden, entflammte das 70 Jahre lang glühende Judentum wieder. Die Wärme des Judentums begann in der Sowjetunion für die Millionen jüdischer Männer, Frauen und Kinder, die noch nicht einmal wussten, was das Wort „Jude“ bedeutete, Wirklichkeit zu werden.
Schulen, Schuls, Mikwaot und Gemeindezentren entwickelten sich. Kinder lachten wieder in den Fluren jüdischer Schulen.
Eine komplexe jüdische Infrastruktur hat sich aus der Glut, die 70 Jahre lang aufrechterhalten wurde, entwickelt.
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