Sie öffnet ihren Mund mit Weisheit. Das Gesetz der Liebenswürdigkeit ist auf ihrer Zunge.

- Sprüche 31:26

In der chassidischen Gemeinde wurde das Lernen der Tora immer als zentrales Element in der Entwicklung einer jungen Frau erachtet. In der Chabad Geschichte gibt es unzählige Anekdoten gelehrter Frauen, die mit ihrem Ehemann oder Vater Halacha oder chassidische Philosophie erörterten. Diese Schulung wurde diskret und leise erteilt, da es damals noch keinen formellen, organisierten Tora-Unterricht für Mädchen gab. Das entsprach dem Zeitgeist und war weder ungewöhnlich noch „zurückgeblieben“, denn in Osteuropa gab es vor dreihundert Jahren keinerlei formelle Schulbildung für Frauen.

Später wurde diese „revolutionäre“ Idee, auch Mädchen an formeller Schulbildung teilhaben zu lassen, vorsichtig in die Tora-Gesellschaft der 30iger Jahren eingeführt. Zwar bildete sich dagegen eine Opposition, doch Lubawitsch hat diese Idee enthusiastisch begrüßt, und vom vorherigen Rebbe voll und ganz unterstützt. Als der Rebbe 1941 in die Vereinigten Staaten kam, gründete er die Merkos L'Inyonei Chinuch („Zentralorganisation für Jüdische Erziehung“). Der Rebbe wurde von seinem Schwiegervater, dem vorherigen Rebbe, zum Leiter dieser Organisation ernannt. Eine der ersten von Merkos gegründeten Institutionen war die Beth Riwka Mädchenschule.

Als die Herausforderungen und Ansprüche außerhalb des Hauses zunahmen, hat Chabad Lubawitsch formelle, intensive Tora-Erziehung für Frauen zu einem zentralen Aspekt des jüdischen Lebens gemacht. Heutzutage haben wir es dem Rebbe zu verdanken, dass es weltweit - von Melbourne/Australien bis zum enormen Campus in Kfar Chabad/Israel - ein weitläufiges Netzwerk an Beth Riwka und Beth Chana Mädchenschulen gibt. Die Gelehrsamkeit in diesen Institutionen ist unübertroffen. Vom jüngsten Alter bis über das Gymnasium hinaus geben die Schulen ihren Schülerinnen eine sehr gute Ausbildung, die sie befähigt, alle Herausforderungen optimistisch anzugehen.

Chabad war die erste Organisation, die darauf bestanden hat, dass Tora-Wissen für Frauen, deren volles jüdisches Leben erst später begann, eine zugängliche Notwendigkeit und kein unerreichbarer Luxusgegenstand sein sollte. Einrichtungen wie Machon Chana in Brooklyn/New York, Beth Chana in Minneapolis/Minnesota, Machon Alta in Safed/Israel, und Ohel Chana in Australien haben es Tausenden Frauen mit wenig Vorwissen ermöglicht, sich intensiv intellektuell mit dem jüdischen Erbe auseinander zu setzen.

So sieht es in der Ausbildung der Frauen aus. Und was ist mit Gemeindeaktivitäten?

Kurz nachdem er Rebbe geworden war, gründete der Rebbe die einzigartige Lubawitsch-Frauenorganisation „Agudas N'Shei Chabad“. Es war die erste größere Frauenorganisation, die nicht Spendenaktionen und Hilfeleistung betonte, sondern Ausbildung für sich selbst und andere auf dem Programm hatte. Das eigene weitergehende intellektuelle und emotionale Wachstum erfolgt durch das Tora-Studium, insbesondere der chassidischen Lehren, die den philosophischen Hintergrund für den Lebensstil und den Stolz der jüdischen Frau darstellen. Frauen erfahren dort etwas über die Einzigartigkeit ihrer weiblichen Rolle als Akeret habajit („Fundament des Hauses“) und ihre besonderen Kräfte.

Für weniger gut informierte Frauen werden dynamische Programme mit dem Ziel entwickelt, die Tiefe der Tora und die Schönheit der Mizwot nahebringen, wie z.B. durch die weltweiten Lubawitsch-Kampagnen, wie z.B. für Taharat Hamischpachat („Familienreinheit“), Schabbat-Kerzenzünden, koscher.

Heutzutage organisiert die Lubawitsch-Frauenorganisation Seminare und Lernprogramme, Sprecherbüros und Resource-Zentren. In hunderten Gemeinden weltweit finanziert die Lubawitsch-Frauenorganisation die „Woche der Jüdischen Frau“. Tausende Frauen verschiedenster Lebensstile kommen einmal im Jahr in Europa und Israel und aller halben Jahre in Amerika zu Lubawitsch-Frauenkonventionen zusammen, um zu lehren und zu lernen, zu inspirieren und inspiriert zu werden, und um das Arbeitsprogramm für das kommende Jahr festzulegen. Die B'nos Chabad (Mädchenabteilung) organisiert Parallelaktivitäten für die jüngeren Altersgruppen.

Die Schlucha: Die Zutaten: Eine intensive Tora-Schulung auf höchstem Niveau. Von klein an Teilnahme an Gemeindeaktivitäten und an Outreach-Bemühungen. Ein gleichwertiges Auftragsgefühl, das der Rebbe, die Lehrer und Eltern immer wieder bestärkt haben.

Das Resultat: Frauen mit einzigartigen Fähigkeiten, um Programme zu formulieren und umzusetzen, welche die Herausforderungen und Fragen unserer Zeit beantworten. Tausende talentierte Frauen sind als Schluchot (Gesandte) zusammen mit ihren Männern in verschiedenen Gemeinden tätig. Die erste Herausforderung, die diese Ehepaare meistern müssen, besteht im Übertragen ihrer vertrauten chassidischen Umgebung in eine Atmosphäre fremder und gegensätzlicher Werte. Als Eheleute erzeugen sie Wärme und Kraft eines chassidischen Hauses ohne Unterstützung einer Gemeinde, und weit entfernt von Familie und Freunden. Sehr oft ist es nötig, eine neue Sprache zu erlernen, große Schwierigkeiten zu überwinden, um koscheres Essen zu bekommen, und sich an einen neuen, ungewohnten Lebensstil zu gewöhnen. Viele Schluchot werden bewundert, dass sie diese Herausforderungen so graziös und mit Selbstsicherheit meistern. Die großzügige Gastfreundschaft, die weltweit charakteristisch für Lubawitsch-Häuser ist, drückt die Wärme und Weisheit dieser Frauen aus.

Eine Schlucha hat viele Rollen, nicht nur als Mutter und Lehrerin ihrer eigenen Kinder, sondern auch als „Mutter“ und Lehrerin Hunderter anderer Kinder; als Vorbild für ihre Familie und Inspiration für die ganze Gemeinde. Typischerweise arbeitet sie unermüdlich von morgens früh an. Sie leitet eine Schule oder unterrichtet, berät Eltern oder plant ein Programm bis spät in die Nacht. Das alles tut sie neben ihren Verpflichtungen zu Hause. Viele Lubawitsch-Tagesschulen und -Sommerlager werden ausschließlich von Frauen organisiert und geleitet. Die Schlucha verkörpert das Gegenteil des Stereotyps, dass Leitung durch öffentliche Auftritte dargestellt werden muss. Sie belebt die klassische jüdische Idee der Leitung durch einen ruhigen, unauffälligen, femininen Stil moralischer Autorität, wo Einfluss aus persönlichem Beispiel erfolgt.

Jede Aktivität und Institution der weltweiten Chabad-Lubawitsch-Organisation ist die Errungenschaft eines Gesandten-Teams, d.h. des Ehemannes und der Ehefrau.

Brief des Rebbe: Es ist für die jüdische Frau sogar noch relevanter, eine „Lichtanzünderin“ jüdischer Seelen zu sein, denn sie ist die tatsächliche Kerzenanzünderin, die die besondere G-ttliche Aufgabe, das außerordentliche Privileg und die helle Mizwa bekommen hat, die Kerzen für den heiligen Schabbat und die Feiertage anzuzünden. Und in ihrer Rolle als ‚Fundament des Hauses’ ist es ihr Privileg, das jüdische Haus und alle, die darin weilen, einschließlich ihres Mannes, ihrer Kinder, ihrer Freunde und Gäste zu erhellen. In ihrer Rolle als Mutter ist sie die erste, die die jungen Seelen der Kleinkinder entzündet, bis sie anfangen, selbst zu leuchten. Daher hat sie einen sehr wichtigen Anteil daran, ihr Haus und das Haus Israels insgesamt so zu gestalten, dass G-ttes Gegenwart darin wohnt, in Übereinstimmung mit G-ttes Plan und Wunsch – „auf dass Ich unter (und in) ihnen wohnen möge.

Aus einem Brief an die Lubawitsch Frauenorganisations-Konvention, 1980