Ein Jude fragte einmal den fünften Lubawitscher Rebbe, Rabbi Schalom Dow Ber:

„Rebbe, was ist ein Chassid?“

„Ein Chassid ist ein Lampenanzünder. Der Lampenanzünder geht mit einer Flamme am Ende eines Stockes die Straßen entlang. Er weiß, dass die Flamme ihm nicht gehört. Und er geht von Lampe zu Lampe und zündet sie an.“

„Was ist, wenn die Lampe in einer Wüste ist?“

„Dann muss der Chassid dorthin gehen und die Lampe anzünden.“

„Und was ist, wenn die Lampe auf hoher See ist?“

„Dann muss der Chassid seine Kleidung ablegen, ins Meer springen und die Lampe anzünden.”

Die Studenten verbringen ihren Sommer unterwegs auf der Straße um ihre Liebe für das Jüdische Bewusstsein in die entferntesten Gemeinden zu tragen

Jeden Sommer schickt Merkos L’Inyonei Chinuch, die Erziehungsabteilung der Chabad-Lubawitsch-Bewegung, hunderte rabbinischer Studenten zu kleinen jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt. Rabbinische Studenten und junge Rabbiner verbringen ihren Sommer auf der Straße, teilen den Juden, die sie dort antreffen, ihre Leidenschaft für jüdisches Leben mit und bringen jüdisches Bewusstsein und Einhalten der Mizwot dorthin.

Diese Studenten, die sich ihrer Aufgabe total verschrieben haben und wegen ihrer rabbinischen und Beziehungsfähigkeiten ausgewählt werden, wetteifern darum, die Ehre zu bekommen, den entferntesten und isoliertesten Gemeinden helfen zu dürfen. Diese Sommerprogramme geben ihnen außerdem unschätzbare Erfahrungen im jüdischen Outreach. Die Rabbinerstudenten lernen, die unterschiedlichen Bedürfnisse und bunte Zusammenstellung unseres Volkes zu schätzen.

Frühe Geschichte

Als 1943 europäische Juden von den Nazis gejagt und ermordet wurden, hat der Rebbe, Rabbi Menachem M. Schneerson gesegneten Andenkens, die Mechanismen dafür aufgebaut, die Verbindung zwischen amerikanischen Juden, die weit ab von großen jüdischen Gemeinden leben, innerhalb ihres Volkes und ihrer Religion zu stärken. Unter der Führung seines Schwiegervaters, Rabbi Josef Jizchak Schneersohn gesegneten Andenkens, hat der Rebbe das Sommerbesuchsprogramm entwickelt. Er sandte energische Jeschiwa-Studenten in den nördlichen Teil des Staates New York, um in zehn Städten geistige Hilfestellung zu leisten. 1944 wurden einige Städte in Kalifornien zum Programm hinzugefügt. 1945 wurde der tiefe Süden der USA auch mit einbezogen.

1948 nahmen ungefähr 20 Studenten am Sommerprogramm teil und besuchten hundert amerikanische Städte. Diese Gruppen bestanden typischerweise aus einem englischsprechenden Studenten und einem europäischen Immigranten.

In den späten 40er Jahren wurde das Programm auf jüdische Bauern in den nordöstlichen Staaten der USA ausgedehnt. Viele dieser Bauern waren europäische Immigranten, die von den jüdischen Gemeinden abgetrennt waren. Die Studenten brachten ihnen Tora-Literatur und Abonnements für Jiddische Zeitschriften. Die Studenten waren voller Engagement, um den Kindern der jüdischen Bauern das Studium in jüdischen Tagesschulen in den größeren Städten zu ermöglichen. In diesem Programm befand sich auch ein Mobilzentrum, um die in diesen Gegenden lebenden Bauern regelmäßig zu besuchen.

Die Studenten verbrachten Monate auf der Straße und lebten oft über Wochen hinweg von Mazza, Dosenfisch und Gemüse. Der Rebbe lass ihre Briefe gerne und befragte sie ausgiebig, nachdem sie zurückgekehrt waren. Die Studenten waren oft erstaunt darüber, dass der Rebbe sich so sehr um jüdisches Leben in den weit entferntesten Gemeinden kümmerte und so viel darüber wusste.

In den frühen 50er Jahren fügte der Rebbe internationale Adressen der expandierenden Liste bei. Diese Touren waren Marathontrips, die oft mehrere Länder und verschiedene Kontinente beinhalteten. Der Rebbe begutachtete Karten und Statistiken, um danach die Reiseruten selbst auszuwählen.

Heute

Sardinien/Italien; Nord- und Süd-Dakota; Bosnien; Beijing/China; Des Plains, Illinois; Kauai/Hawaii; Wales/Großbritannien .... Chabad-Repräsentanten haben den Juden in Tausenden Städten und in über 150 Ländern Tora, Freude und Wärme gebracht.

Unser Ziel ist es, das Judentum für jeden Juden überall erreichbar, einladend und relevant zu machen

Hunderte junger Studenten, die jedes Jahr an diesen Programmen teilnehmen, stehen im jüdischen Leben an vorderste Front. Sie besuchen Tausende Außenposten, besonders in Asien, Europa, Amerika. Ihr Gepäck besteht aus koscherem Essen, jüdischen Büchern, Unterrichtsmaterialien, Tefillin, Mesusot u. a. religiösen Artikeln. So werden jedes Jahr Tausende Mesusot und Zehntausende jüdischer Informationspakete weltweit in Gemeinden verteilt.

„Unser Ziel ist es, das Judentum für jeden Juden überall erreichbar, einladend und relevant zu machen” sagt Rabbi Mosche Kotlarsky, Vizepräsident von Merkos L’Inyonei Chinuch, der das Programm überwacht.

In einer serbischen Kleinstadt besaß die nur wenige Mitglieder zählende Gemeinde ein Schofar, aber keiner wusste um die Bedeutung noch den Zeitpunkt des Blasens. In Ontario gibt es Tora-Unterricht, der den Teilnehmern neue Gedankengänge nahelegt. In Wisconsin freut sich eine junge Familie an der frohen Atmosphäre eines Schabbatons, den die jungen Besucher arrangiert haben.

In vielen Orten wurden die regelmäßigen Besuche dieser Studenten zum wichtigen Bestandteil jüdischen Lebens. Solche jährlichen Höhepunkte bildeten eine Quelle der Inspiration für das ganze Jahr.