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Wie:

Die folgende Erklärung ist nötig, um die Vorgänge bei der Chuppa-Zeremonie zu verstehen:

Die Tora nennt die Heirat einen Prozess bestehend aus zwei Schritten. Die erste Stufe heißt “Kidduschin”, die zweite “Nisu’in”. Beide, Kidduschin und Nisu’in werden unter der Chuppa erfolgreich abgeschlossen. Kidduschin wird allgemein mit „Trauung“ übersetzt, allerdings macht diese Braut und Bräutigam zu einem vollwertigen Ehepaar, zu Ehemann und Ehefrau. Sollten beide an einem späteren Zeitpunkt getrennte Wege gehen wollen (G-tt verhüt!), so wäre ein “Get“ (Jüdische Scheidung) nötig. Wie dem auch sei: Braut und Bräutigam dürfen nicht als Ehepaar zusammen leben, bis die zweite Stufe, die Nisu’in abgeschlossen ist.

Obwohl es mehrere Wege gibt, die Kidduschin abzuschließen, so ist ein Ring das gängige Band der Heirat. Die Nisu’in wird durch die Chuppa erreicht. Es ist die Vereinigung von Ehemann und Ehefrau unter einem „Dach“.


Kurze Umschreibung der Chuppa-Zeremonie:

Der Bräutigam ehelicht die Frau dadurch, dass er ihr den Ring gibt. Dem voran geht der Segen des ausführenden Rabbiners. Um eine Unterscheidung zwischen der Kidduschin-Zeremonie und der folgenden Nisu’in zu machen, gibt es eine kleine Pause, in der die Ketubba (Heiratsvetrag) öffentlich verlesen wird. Die Nisu’in beginnt mit der Rezitation der Schewa Brachot (Sieben Segnungen). Die Chuppa endet mit dem Zerbrechen eines Glases durch den Bräutigam.


"Mit diesem Ring bist Du mir laut dem Gesetz von Mose und Israel geweiht.“Das Gebot der Hochzeit wird über einem Becher Wein ausgeführt. Der Rabbi hält einen Becher Wein und spricht zuerst das „Hagafen“, den Segen über Wein, gefolgt vom Kidduschsegen, der G-tt dankt, uns mit dem Gebot der Heirat zu heiligen. Nach Abschluss beider Segnungen, werden dem Bräutigam und der Braut den Becher gereicht, sodass diese daraus trinken.

Nachdem beide vom Wein gekostet haben, steckt der Bräutigam der Braut den Ehering an ihren rechten Zeigefinger. Während der Bräutigam ihr den Ring anlegt, sagt er auf Hebräisch1 und in seiner Landessprache: „Mit diesem Ring bist Du mir laut dem Gesetz von Mose und Israel geweiht.“

Die Kidduschin muss in Anwesenheit von zwei koscheren Zeugen stattfinden.2 Die Zeugen stehen unter der Chuppa und müssen sehen, wie der Bräutigam ihr den Ring anlegt und die Trauungsworte spricht.

Die Braut darf dem Bräutigam unter der Chuppa keinen Ring geben. Sollten sie es jedoch wünschen, so muss dies an späterer Stelle geschehen. Siehe Ist eine „Doppelring“-Trauung okay?

Warum:

Ausführender Rabbi: Eine jüdische Hochzeit wird zwischen einem Mann und einer Frau im Beisein von 2 Zeugen begangen. Der Rabbiner ist nur vor Ort, um den Vorgang zu unterstützen und sicherzustellen, dass alle Vorgänge unter Einhaltung der jüdischen Vorschriften stattfinden.

Wein: "Wein erfreut das herz des Menschen."3 Die Gebote, die mit Freude zu tun haben, werden mit einem zeremoniellen Becher Wein begangen. Beispiele solcher Gebote sind Beschneidung, Pidjon Haben (Auslösung des Erstgeborenen) und dem Kiddusch an Schabbat. Es gibt kein Gebot, das freudiger wäre als das der Hochzeit, daher wird auch hier Wein verwendet. (Für einen tieferen Einblick über den Zusammenhang zwischen Wein und Hochzeit, siehe die kabbalistische Bedeutung des Segens nach der Mahlzeit)

Der Segen: Der Heiratssegen hat zwei Gründe: a) Jedes Gebot bedarf der vorherigen Rezitation eines Segenspruches. In diesem Fall ist es das Gebot zu heiraten. b) Dieser Segen drückt unseren Dank gegenüber G-tt für diese freudige Ereignis aus.

Es ist das Recht des Bräutigams und seine Verpflichtung, diesen Segen zu rezitieren. Wie dem auch sei, so kann es sein, dass der Bräutigam vor Anspannung und Nervosität die Worte verdreht oder nicht in angemessener Konzentration aussprechen kann. Aus diesem Grunde springt der Rabbi – quasi als Vermittler – für ihn ein und spricht für ihn den Segen.

Ring: Technisch gesehen, kann die Kidduschin vollzogen werden, indem der Bräutigam der Braut irgendetwas von Wert gibt. Nichtsdestotrotz ist die Heirat mit einem Ring eine uralte jüdische Tradition. Abgesehen von den kabbalistischen Gründen für diese Tradition gibt es noch eine praktische Erklärung --- ein Ring dient als permanente und gut sichtbare Erinnerung an die Heiratsbereitschaft des Paares.

Einen Ring zum Besiegeln der Hochzeit zu verwenden, stellt sicher, dass dieser nur der Frau gehören wirdDie meisten Besitztümer gehören am Ende der gesamten Familie und werden von allen Mitgliedern des Haushalts genossen. Einen Ring zum Besiegeln der Hochzeit zu verwenden, stellt sicher, dass dieser nur der Frau gehören wird.

Zeigefinger: Viele haben das Grundprinzip, den Ring an den Zeigefinger anstelle des Ringfingers, wo Ringe normalerweise getragen werden, zu legen, in Frage gestellt. Diverse Antworten wurden hervorgebracht, die meisten bezogen sich auf die Gewandtheit des Zeigefingers.

Kabbalistische Bedeutung:

Das Leitmotiv der Hochzeit ist das Umgeben. Ein Schleier umgibt die Braut. Die Braut umkreist den Bräutigam. Die Chuppa umgibt beide. Bald werden die Gäste um das Brautpaar herum tanzen.

Der Lehre der Kabbala zufolge, symbolisiert der Kreis das Ohr Makif, das allumfassende Licht, das unsere Realität umrahmt; die übernatürlichen, übersinnlichen Manifestationen g-ttlichen Lichtes. Wir nennen diese Wunder existenzielle Mysterien und erstaunliche Erfahrungen.

Die Seele des Mannes, die im Ebenbild G-ttes erschaffen wurde, strahlt ebenfalls ein allumfassendes Licht aus; übersinnliche und übernatürliche Kräfte, die den Bedingungen der Physik und des Verstandes und selbst den Grundsätzen des Selbstinteresses und der Selbsterhaltung trotzen.

Heirat ist das übersinnlichste und übernatürlichste Unternehmen, das ein Mensch tut. Wenn zwei Individuen eins werden, so widerspricht dies allen Gesetzen der Identität und des Egos, der grundsätzlichen Regel, dass eins plus eins zwei ergibt. Daher bedingt die Heirat die Aktivierung der allumfassenden Kräfte aller Beteiligten. Es gibt drei Teilnehmer: Mann, Frau und G-tt, und jeder bringt die überexistentielle Dimension seiner Existenz ein.

Heirat benötigt die Aktivierung der allumfassenden Kräfte aller BeteiligtenWie zuvor erwähnt, repräsentiert in der Natur die Zahl Sieben die Vervollständigung. Die sieben Umkreisungen des Bräutigams durch die Braut repräsentieren die totale Vereinigung ihrer offenbarten und natürlichen Kräfte der Seele. Diese Umkreisungen werden unter der allumfassenden Chuppa ausgeführt, was die Anwesenheit eines Elementes repräsentiert, das die sieben natürlichen Seelenkräfte übersteigt – die Vereinigung der essentiellen Seelenkräfte der Braut und des Bräutigams.

Der Akt der Antrauung heißt Kidduschin – Heiligung – die Einzigartigkeit der jüdischen Hochzeit bezeichnend, bei der G-tt selbst anwesend ist und das Verhältnis in eine höhere Stufe der Heiligkeit erhoben wird. Die durchdringende heilige Dimension, symbolisiert durch die Chuppa, durchsetzt von jetzt an jeden Moment ihres Lebens.

Die transzendente Durchdringung des Lichts der Heirat des Paares wird durch das Heiratsband dargestellt. Das Band selbst ist rund, das allumfassende Licht andeutend, es wird sogar Teil ihrer Garderobe; ein sehr realer Teil ihres Lebens.