Ein Ehering symbolisiert viele spirituelle Konzepte und Wahrheiten; an ihn sind viele Gesetze und Bräuche geknüpft. Dabei ist interessant, dass der Ehering, - obwohl längst jüdischer Brauch und allgemein akzeptiert, - rein technisch gesehen keine Bedeutung hat, denn der Talmud enthält keinen konkreten Hinweis auf seine Notwendigkeit.
Eigentlich braucht der Bräutigam seiner Braut nur ein wertvolles Geschenk geben, z.B. im Wert von mindestens einem Pruta, einer kleinen Münze aus talmudischen Zeiten. Er könnte ihr stattdessen ein Handy oder einen Mixer geben und ... Masel Tow, sie sind verheiratet!
Wir werden nicht alle mystischen Symboliken eines Eherings erläutern. Um die Frage dennoch zu beantworten, wollen wir versuchen zu verstehen, was der Ring, der bei einer jüdischen Hochzeit überreicht wird, bedeutet, und welche gesetzlichen und gültigen Vorschriften er in sich birgt.
Nach dem jüdischen Gesetz gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwas zu kaufen. Eine Methode ist die Übergabe von Bargeld (Kesef). Natürlich kauft der Bräutigam die Braut nicht dadurch, dass er ihr etwas Wertvolles gibt, z.B. einen Ring oder einen Mixer. Denn die Braut ist ein Mensch, kein Gegenstand, - also kein perfekter Vergleich. Trotzdem erwirbt der Bräutigam ausschließliche Rechte an ihr: Von diesem Moment an kann kein anderer Mann mit ihr sein. Der Ring ist somit kein gefühlsduseliges Geschenk an die Geliebte, sondern er hat tatsächliche Auswirkungen in Form ihrer „Transformation“.
Durch die Übergabe eines Rings an den Bräutigam hat die Braut symbolisch ihr Geschenk zurückgegeben. Sie hätten auch einen Mixer tauschen können ...Gibt im Gegenzug die Frau dem Mann einen Ring, so ist das nichts anderes, als der Austausch von Gegenständen, wie z.B. Mixer. Sie haben nur einen Handel getätigt, aber ihr Status als Verheiratete ist nicht eingetreten. Das Rechtsgeschäft des Bräutigams wurde durch den Handel gleicher Wertgegenstände aufgehoben, d.h. es kam zu keiner Eheschließung und der Status bliebt unverändert. Durch die Übergabe eines Rings an den Bräutigam hat die Braut symbolisch ihr Geschenk zurückgegeben, bzw. nie eines erhalten.
Bei der Ringübergabe wird oft nach Gefühlen und Absichten des Bräutigams und der Braut gefragt: Was ist, wenn die Braut mit dem Geben des Ringes ihre tiefe Liebe zum Bräutigam im Sinn hatte, und nicht an Gesetze und rechtskräftige Zwecke dachte?
Dennoch dürfen wir äußere Faktoren nicht unterschätzen. a) Während ein Paar diese Absicht hat, muss es bei anderen nicht so sein. b) Beim Umgang mit einer Zeremonie, die so sensibel und wichtig ist, wie die Ehe, – eine Zeremonie, deren Bedeutung und Verzweigungen sich auf alle künftigen Generationen auswirkt, - wollen wir jegliche Unregelmäßigkeiten vermeiden.
Unter der Chuppa spricht der Bräutigam die Worte: „Mit diesem Ring bis du mir angelobt nach den Gesetzen von Moses und Israel.“ In einem solchen Moment mit langfristigen Auswirkungen, wie einer Eheschließung, müssen wir unsere eigenen Wünsche zurückstellen und uns fragen: „Was verlangt die Tora wirklich von mir, und was sagt das jüdische Gesetz?“
Jüdische Ehen sind als „Kidduschin“ bekannt, was Heiligkeit und Trennung bedeutet. Eine jüdische Braut und ein jüdischer Bräutigam erheben sich zu neuen Höhen der Heiligkeit, indem Sie eine angemessene jüdische Hochzeitszeremonie durchlaufen. Bei einer so bedeutenden Angelegenheit ist es wichtig, die Halacha zu respektieren, damit später keine Zweifel entstehen können.
Wenn die Braut ihrem Bräutigam einen Ring schenken möchte, sollte dies nach der Chuppa und in Privatsphäre geschehen.
Auf jüdische Weise zu heiraten und dabei alle Gesetze einzuhalten, ist der beste Weg, das gemeinsame Leben mit Glück und Segen zu beginnen.1
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