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Wie:
Das Brautpaar wird von ihren ernannten Begleitern zur Chuppa eskortiert.1 Normalerweise wird der Bräutigam von seinen Eltern, die Braut von ihren Eltern begleitet. In chassidischen Gemeinden wird der Bräutigam von seinem Vater, der rechts von ihm geht, und seinem Schwieger-vater, die Braut von ihrer Mutter, die ebenfalls rechts von ihr geht, und ihrer Schwiegermutter begleitet. Die Begleitpersonen haken sich bei dem der Braut bzw. dem Bräutigam ein, während sie sie zur Chuppa schreiten. Einige Gemeinden pflegen den Brauch, die Großeltern mit einzubeziehen.
Alle Begleitpersonen, - das sind die Eltern und evtl. auch die Großeltern, - tragen Kerzen.
Der Bräutigam wird zuerst zur Chuppa gebracht. Traditionell spielt die Band eine langsam bewegende Melodie, wenn das Brautpaar den Gang entlang geht. Das Brautpaar teilt der Band schon vorher mit, welches Lied oder welche Lieder sie auf dem Weg zur Chuppa spielen soll. Bei Chabad-Hochzeiten wird die heilige und ergreifende Melodie, die von Rabbi Schneur Salam von Liadi komponiert wurde, gespielt. Diese wird von Anwesenden während dieses heiligen Moments gesungen.
Bei ihrer Ankunft unter der Chuppa umkreist die Braut den BräutigamBei ihrer Ankunft unter der Chuppa umkreist die Braut den Bräutigam. Der Kantor oder ein dafür Auserwählter, dem diese Ehre zuteil werden soll, begrüßt den Bräutigam im Namen aller Anwesenden, indem er Baruch Haba und Mi Adir singt – eine kurze hebräische Begrüßung, die ebenfalls den Segen G-ttes für das Paar enthält.
Die Braut wird daraufhin zur Chuppa begleitet. Aschkenasische Bräute umkreisen ihren Bräutigam entgegen dem Uhrzeigersinn, - die einen dreimal, andere siebenmal. In einigen Gemeinden umkreist nur die Braut den Bräutigam; in anderen Gemeinden umkreist sie ihn mit ihren Begleiterinnen, – ihrer eigenen Mutter und der des Bräutigams. Sefardische Bräute umkreisen ihren Bräutigam gar nicht.
Während die Braut den Bräutigam umkreist, singt der Kantor traditionell Mi Ban Siach. Diese kurze Hymne lobt die Anständigkeit und die Treue der Braut und bittet G-tt um Segen für das Brautpaar. Bei Chabad-Hochzeiten wird die Mi Ban Siach - Liturgie nicht rezitiert, stattdessen wird Rabbi Schneur Salman’s Lied solange gespielt, bis die Braut den Bräutigam gänzlich umkreist hat. Erst wenn die Braut neben dem Bräutigam steht, singt der Kantor Mi Adir und Baruch Haba.
Sollte einer der Elternteile des Paares verstorben sein, so ist es in vielen Gemeinden der Brauch, dass der Kantor an dieser Stelle Kel Male Rachamim singt, - ein traditionelles Gebet, dass G-tt an die Seelen der Verstorbenen erinnert. Dieser Moment ist für dieses Gebet besonders geeignet, weil die Seelen der verschiedenen Eltern anwesend sind und ihren Kindern an ihrem Hochzeitstag beiwohnen.
Bei Chabad-Hochzeiten wird einem der Anwesenden die Ehre zuteil, laut den Brief des Rebben an das Brautpaar zu verlesen. Dieser Brief wurde zu Ehren der Hochzeit an Brautpaare verschickt, – ein Brief, der seinen Segen für diesen besonderen Anlass enthält. Es gibt auch den Brauch, das Brautpaar durch die anwesenden Kohanim (Priester), oder durch einen erwählten repräsentativen Kohen mit dem priesterlichen Segen zu segnen.
Warum:
Begleitung: Die Begleiter unterstützen und ermutigen das junge Paar, das auf den Weg zum bedeutendsten Augenblick ihres Lebens ist, um diese davon abzuhalten, auf dem Weg zu ihrer Trauung emotional überwältigt zu werden.
Da königliche Hoheiten immer eine Eskorte um sich haben, werden Braut und Bräutigam an dem Tag, an dem sie Königen gleichen, von einer persönlichen Ehrengarde eskortiert.
Die Kerzen symbolisieren den inbrünstigen Wunsch, dass das Paar ein freudiges und erleuchtetes Leben führen mögeKerzen: Die Kerzen, die von den Begleitern gehalten werden, sind eine Erinnerung an das flackernde Licht und Feuer, das zum Zeitpunkt der Gabe der Tora, – der “Hochzeit” G-ttes, des Bräutigams, und Israels, der Braut, unter der „Chuppa“ des Berg Sinai – vorherrschte.
Die Kerzen symbolisieren den inbrünstigen Wunsch, dass das Paar ein freudiges und erleuchtetes Leben führen möge.
Ankunftsordnung: Der Grund für das Kommen des Bräutigams vor der Braut ist ein Beispiel für den Umfang der Bemühungen, jedes Detail der Hochzeit unanfechtbar zu machen. Der Wunsch des Bräutigams, die Braut zu ehelichen, wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er ihr den Ring anlegt und dabei spricht: “Du bist mir angetraut…“. Die Braut jedoch schweigt während der Zeremonie. Sie zeigt ihr Einverständnis zur Hochzeit durch ihr bloßes Erscheinen, – ohne diese zu annullieren. Würde die Braut vor dem Bräutigam an der Chuppa ankommen, so wäre es nicht eindeutig klar, dass sie diesen auch heiraten möchte.
Die Chuppa ist ein Symbol für die Einladung des Bräutigams an die Braut, in seinen Wirkungsbereich einzutreten. Denn aus der Tatsache, dass der Bräutigam dort noch vor der Braut eintrifft, definiert die Chuppa als seinen Wirkungsbereich.
Umkreisen: Die Tradition des Umkreisens des Bräutigams durch die Braut ist ein Hinweis auf die Prophezeiung hinsichtlich der messianischen Zeit:“ Die Frau wird den Mann umkreisen [und beschützen].“2 Mit diesem Umkreisen schafft die Frau eine unsichtbare Mauer um ihren Mann, in die nur sie und niemand sonst eintritt.
Die drei Umkreisungen symbolisieren die drei Eigenschaften der Ehe G-ttes mit Israel:3 „Du bist mir für immer angetraut. Ich traue Dich mir in Gnade, Gerechtigkeit, in liebevoller Freundlichkeit und Rechtschaffenheit an: Ich traue Dich mir in Ergebenheit an…“
In Gemeinden mit kabbalistischer Tradition umkreist die Braut den Bräutigam sieben Mal. Dies erinnert an die siebenfache Umkreisung der Mauern von Jericho durch Joschua und die Israeliten, die diese so zum Fall brachten. Ebenso umkreist die Braut den Bräutigam sieben Mal, um so jedwede verbliebene Mauer zwischen den beiden zu Fall zu bringen.
Die sieben Umkreisungen beziehen sich ebenfalls auf die sieben Chuppot, die G-tt im Garten Eden anlässlich der Heirat von Adam und Eva aufstellte.
Sie tut dies entgegen dem Uhrzeigersinn, sodass die Braut rechts herum um den Bräutigam dreht. Laut Kabbala ist die rechte Seite Ausdruck von G-ttes Güte.
Kabbalistische Bedeutung:
Die Braut umkreist den Bräutigam und steigt dabei herauf – bis sie zu seiner Krone wirdBräutigam zuerst: Unsere Leben sind nichts weiter als ein Kommentar zur geistlichen Wirklichkeit, von der diese physische Welt nur ein Spiegelbild darstellt. Der Bräutigam ist ein Kommentar zu G-tt, die Braut symbolisiert das jüdische Volk und die Chuppa ist der Berg Sinai. Die Hochzeit ist ein Abbild der Hochzeit G-ttes mit dem jüdischen Volk. Zuerst macht sich G-tt am Berg Sinai erreichbar, dann begleitet Moses das jüdische Volk dorthin, um Ihn zu entdecken. Aus diesem Grunde kommt zuerst der Bräutigam zur Chuppa – gefolgt von der Braut.
Kreisen: Laut Kabbala symbolisiert das Umkreisen des Bräutigams durch die Braut das erhabene, allumfassende g-ttliche Licht, das auf dem Brautpaar ruht. (Für weitergehende Infos zu diesem Thema: siehe Kabbalistische Bedeutung im folgenden Abschnitt.)
Die sieben kennzeichnet Vervollständigung, so wie die sieben Tage der Schöpfung; eine Passage vom Körperlichen ins Spirituelle. So wie der siebte Tag der Schöpfung der Schabbat war, die Vervollständigung der Welt, so markiere die sieben Umkreisungen die Vollendung der Suche nach dem jeweils anderen. Die Braut umkreist ihrem Bräutigam sieben Mal und steigt dabei herauf – bis sie zu seiner Krone wird, so wie der Schabbat die Krone der siebentägigen Schöpfung ist.
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