Ihr Kind war ungehorsam. Obwohl sie den Jungen immer wieder ermahnt haben, drückt er sich vor den Hausaufgaben, ist im Haushalt faul oder ärgert seine kleine Schwester. Aber weil er noch ein Kind ist, verzeihen Sie ihm immer wieder und wollen ihn nicht gerne bestrafen – das kommt Ihnen grob vor. Außerdem wollen Sie nicht, dass er weint oder Ihnen aus dem Weg geht.

Das ist eine verständliche Reaktion einer Mutter oder eines Vaters. Was sollen wir dann von Noach, dem Tora-Abschnitt dieser Woche halten? Darin sagt G–tt zu Noach klar und deutlich: “Ich werde die Erde überfluten und alles Fleisch unter dem Himmel vertilgen, in dem der Atem des Lebens ist. Alles, was auf Erden lebt, soll vergehen.

Wie schmerzlich muss es für den H-rrn gewesen sein, das zu vernichten, was er geschaffen hatte und liebte! Ist das nicht auch eine Lehre für uns?

Zunächst müssen wir zwei wichtige Punkte verstehen. Auf den ersten spielen unsere Weisen an: “Die Tora ging der Welt voraus.” Das heißt: Alles, was in der Tora steht, hat auch in der höheren, spirituellen Welt eine Bedeutung.

Zwar steht in der Tora manches, was uns unerfreulich vorkommt; aber in der höheren Welt nehmen diese Aspekte eine andere Bedeutung an. Dort kann das Böse nicht bestehen, und darum müssen auch diese Aspekte heilig sein.

Die große Flut strafte die Menschen jener Generation nur auf dieser materiellen Welt, doch “oben” war dieses Ereignis gut und enthüllte bisher verborgene Ebenen des G-ttlichen.

Die zweite Lektion lautet: G-tt hat nicht alles Leben vernichtet. Er löschte Sünde und Verderbtheit aus, bewahrte aber das Gute in Noach und seiner Familie. Darum beginnt der Wochenabschnitt mit den Worten: “Dies sind die Generationen Noachs.”

Was lernen wir daraus? Natürlich bedrohen wir unsere Kinder nicht mit dem Tod. Aber wenn wir sie aus Liebe strafen, tun wir nichts Böses. Wir strafen, um ihnen böse Neigungen auszutreiben. Selbst bei harten Strafen ist nicht ihre Reaktion entscheidend, sondern unsere Absicht.

G-tt hat uns diese Welt und unsere Generationen gegeben, damit wir sie heiligen. Er hat uns nicht versprochen, dass das immer leicht ist!