Manche Religionen behaupten, G-tt werfe Menschen weg. Wenn sie bestimmte Sünden begehen und nicht bereuen oder wenn sie zwar gute Menschen sind, aber an Dogmen zweifeln, bleibt das Himmelstor für sie verschlossen!
Das ist ein seltsamer Glaube, weil Millionen von Menschen schon aufgrund ihrer Geburt keine Chance haben, diese Dogmen zu lernen. Ist der Himmel deshalb für sie gesperrt?
In dieser Woche lesen wir die Geschichte von Noach, die scheinbar ebenso unerbittlich ist. Alle Menschen und Tiere werden ja ausgelöscht, außer den wenigen auf der Arche. Was für eine Gnade ist das?
Aber dieser Abschnitt hat zwei Aspekte. Der eine ist die unmittelbare Lektion dieses Wochenabschnitts, am besten illustriert von einer Geschichte des Alter Rebbe, Rabbi Schneur Zalman von Liadi.
Man sagt, sein Sohn, der ebenfalls Rabbi war, sei über die Verwünschungen in einem bestimmten Wochenabschnitt entsetzt gewesen, als dieser öffentlich gelesen wurde. Warum hatte er nicht genauso reagiert, als sein Vater den Text gelesen hatte (der Alter Rebbe hatte diesmal ausnahmsweise nicht gelesen).
Der Grund ist: Die Verwünschungen treffen nur in der materiellen Welt zu. Der Alter Rebbe hatte den Text so gelesen, dass seine spirituelle Bedeutung klar wurde — demnach ist alles, was ist, gut und gesegnet. Darum wurde die Erde nicht vernichtet, sondern gereinigt und geläutert.
Der zweite Aspekt ist die Meinung der Juden vom Rest der Welt. Der Gedanke, G-ttes auserwähltes Volk zu sein, schließt ein, dass die Welt durch uns von der Tora und vom G-ttlichen erfahren soll. Er bedeutet nicht, dass alle, die nie von der Tora gehört haben, böse Menschen sind. G–tt schickte die Flut nicht, weil die Menschen nicht an ihn glaubten, sondern weil sie böse waren.
Wir glauben nicht, dass nur Juden mit G–tt verbunden sind. Ein Mensch muss also kein Jude sein, damit G–tt ihn liebt. Was lernen wir daraus? Auserwählt sein ist eher eine Verantwortung als eine Ehre. Wir müssen andere durch unsere Mizwot beeinflussen. Und wenn wir die Welt aus einem spirituellen Blickwinkel sehen, brauchen wir nichts zu fürchten.
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