In unserer Parascha wird erzählt, wie Noach als einziger seiner Generation von G-tt dazu erkoren wurde, die Sintflut (Mabul) zu überleben, weil er der Einzige war, der rechtschaffen und ehrlich geblieben war.

Der Mabul war demnach eine Strafe für Noachs Generation, welche durch ihre Sünden verursacht wurde.

In der Haftara (dem Abschnitt aus den Propheten, welchen wir am Schabbat anschliessend an die Toravorlesung lesen) wird erzählt, wie G-tt schwört, nie mehr „Wasser von Noach“ auf die Welt zu bringen. Das heißt nie mehr die ganze Welt durch eine Sintflut zu zerstören. Das Wasser der Sintflut wird hier als das „Wasser von Noach“ bezeichnet, was sehr verwundern muss. Schließlich war nicht Noach schuld daran, dass die Sintflut gekommen war, sondern er war im Gegenteil der Einzige, der daran keine Schuld trug. Warum wird die Sintflut dann doch als „das Wasser von Noach“ bezeichnet?


Es gibt drei Persönlichkeiten über welche in der Tora berichtet wird, dass sie von G-tt vorher erfuhren, dass er die Absicht habe, gewisse Menschen zu bestrafen. Es waren dies: Noach, Abraham und Mosche.

Noach wurde mitgeteilt, dass G-tt die ganze Menschheit durch eine Sintflut zerstören würde, Abraham wurde mitgeteilt, dass G-tt vorhatte, die Städte Sedom und Amora zu zerstören und Mosche wurde gesagt, dass G-tt das jüdische Volk nach der Sünde des goldenen Kalbes in einem Moment vernichten wollte.

Noach tat sehr wenig, um die Leute seiner Generation vor der Katastrophe zu retten. Er betete nicht zu G-tt, dass er die Menschen retten sollte, sondern baute nur für sich und seine Familie ein Schiff, welches ihn retten würde. Was mit dem Rest der Menschheit geschehen würde, kümmerte ihn nicht. Natürlich pflegte er den Leuten zu erzählen, dass G-tt sie bestrafen würde, aber bei G-tt setzte er sich nicht für die Menschheit ein. Deshalb trägt Noach mit eine Schuld an der Sintflut und deshalb wird diese als „Wasser von Noach“ bezeichnet.

Abraham handelte in einer vergleichbaren Situation schon ganz anders: Sobald G-tt ihm über die Strafe informierte, die er über Sedom zu bringen gedachte, begann Abraham mit G-tt zu diskutieren: Abraham sagte, es sei nicht gerecht, eine ganze Stadt zu töten, wenn dort auch Zaddikim (Gerechte Menschen) lebten. Darauf antwortete ihm G-tt, dass es in Sedom überhaupt keine Zaddikim gäbe. In Paraschat Wajera wird der ganze Dialog zwischen Abraham und G-tt erzählt. Obwohl er selbst nicht von der Zerstörung von Sedom betroffen sein würde, versuchte er, die Katastrophe zu verhindern. Doch auch Abraham argumentierte nur, vielleicht gebe es auch Gerechte in der Stadt. Für Reschaim (Bösewichte) hatte er nichts zu sagen.

Mosche war in dieser Hinsicht wiederum ganz anders: Als er von G-tt erfuhr, dass er das ganze Volk mit einem Schlag vernichten wollte, begann er sofort, für das Volk zu beten und G-tt anzuflehen, es zu vermeiden. Er kam nicht mit dem Argument, es gebe ja auch Gerechte im Volk, sondern setzte sich genauso für die Reschaim wie für die Zaddikim ein. Er wagte sogar seine eigene Interessen zu riskieren, indem er zu G-tt sagte: Wenn G-tt nicht auf ihn hören wolle, solle er auch seinen Namen (den Namen Mosches) aus der Tora ausradieren. Mosche war nicht kompromissbereit, wenn es um sein Volk ging. Er setzte sich für alle ein, egal ob sie Gerecht oder Ungerecht waren.