Oft haben wir das Gefühl, das Leben sei ein lang anhaltender Wirbelsturm. Wir kämpfen ständig gegen die Wellen an, die das Meer des Lebens für uns bereit hält. Kaum klatscht eine Woge ans Ufer, folgt ihr schon die Zweite und droht uns umzuwerfen – es sei denn, es gelingt uns, ihren tobenden Kamm geschickt zu überqueren. Ja, der tägliche finanzielle und berufliche Druck – König Salomon nannte ihn „mächtige Wasser“ – kann uns nach unten ziehen. Er gefährdet vor allem unsere spirituelle Seite, weil er uns zwingt, ständig nach Geld zu streben. Das macht uns unempfindlich für das, was im Leben wirklich wichtig ist. Der Stress beschäftigt uns andauernd und füllt unseren Geist, bis er einem Gefäß gleicht, das bis zum Rand voll mit trübem Wasser ist und im Licht der Sonne nicht funkelt.
Die Genesis berichtet von einer großen Flut, welche die ganze Zivilisation fortspülte. Nur Noach und seine Familie überlebten, weil sie die Arche bestiegen, die sie vor dem Dauerregen und der tosenden See schützte. Doch unsere ewige Tora erzählt nicht nur eine faszinierende Geschichte. Wenn wir etwas tiefer blicken, entdecken wir das Geheimnis, wie wir jede Flut überleben, sogar eine, welche die Meteorologen nicht vorhersagen können: die Flut des Lebens.
G-tt befahl Noach, in eine Arche zu gehen. Der Baal Schem Tow wies darauf hin, dass Tejwa, das hebräische Wort für „Arche“, auch „Wort“ bedeutet. Wir alle können die Flut überleben, die unser Leben verschlingen will. Wir müssen uns nur in die heiligen Worte der Tora und der Gebete vertiefen. Wer morgens aufwacht und seine ersten Sunden aufrichtigen Gebeten und einigen Worten der Tora widmet, bevor er zur Arbeit geht, schützt sich wirksam vor den Stürmen des Lebens. Die heiligen Worte der Tora und der Gebete machen uns „wasserdicht“; sie hüllen uns in eine undurchdringliche Blase, die selbst dem stärksten Wind widersteht. Wenn wir den Tag mit Beten und mit der Tora beginnen, wird uns täglich klar, dass G-tt die Welt regiert. Obwohl wir uns anstrengen müssen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, dürfen wir uns nie zu sehr vom beruflichen Stress stören lassen – denn letztlich kommt alles von G-tt, und G-tt ist immer gut.
Wer den Stürmen des Lebens im sicheren Heiligtum der „Arche“ begegnet, merkt bald, dass die stürmischen Wogen in Wahrheit reinigendes Wasser sind. G-tt läutert die Welt durch die Flut (die 40 Tage dauerte, so wie die Mikwe das rituelle Bad, 40 Sa’a1 Wasser enthalten muss), und er reinigt uns, indem er uns Herausforderungen und Trübsal schickt. Wenn wir gut auf diese Stürme vorbereitet sind, bringen sie unsere höchsten und edelsten Eigenschaften ans Licht und heben uns auf spirituelle Höhen, die wir ohne die Hilfe dieser Stürme nie erreichen würden.
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