Skeptiker und Spötter mögen die Geschichte von Noach. Ihrer Meinung nach beweist sie, dass G–tt nicht vollkommen ist, sondern Fehler macht – dass die ganze Schöpfung ein Irrtum war, den G–tt nur berichtigen konnte, indem er die „Überreste“ seines Experiments beseitigte, sein Labor säuberte und von vorne anfing.
Aber es gibt Beweise für das Gegenteil!
Fangen wir einmal hinten an. G–tt hat nicht alle Überreste der Schöpfung beseitigt. Die Geschichte Noachs soll uns ja zeigen, dass jede Lebensform auf Erden erhalten bleiben und ihre Aufgabe nach der Flut erfüllen sollte. (Übrigens: Die Legende von den „Paaren“ ist zu einfach. Lesen Sie den neuen Wochenabschnitt, und Sie werden sehen, dass von vielen Geschöpfen sieben Exemplare gerettet wurden.) Der Plan war also gut – aber er wurde verfälscht.
Wessen Schuld war das? Gehen wir zurück zum Anfang. Damals waren gut und böse offenkundig. Anfangs brauchten wir nur natürlich zu sein, denn das Natürliche war gut. Da G–tt uns einen freien Willen gab, ermöglichte er uns zugleich, das Böse zu erfahren. Er ermahnte uns: „Geht dort nicht hin!“ (hätten wir doch auf ihn gehört), aber er hinderte uns nicht daran, dorthin zu gehen (was er selbstverständlich hätte tun können).
Also gingen wir dorthin, weil wir uns für schlau hielten, und die Folgen waren vorhersehbar. Wir lernten, dass es „dort“ etwas anderes gibt als das Gute, das G–tt uns gegeben hatte, und wir nahmen dieses „Neue“ in uns auf. Seitdem müssen wir uns mit guten und bösen Neigungen herumplagen. „Wählt das Gute“, riet uns G–tt. Aber wir hörten nicht auf ihn.
Das führt uns zu Noach zurück. Der Abschnitt beginnt mit den Worten: „Dies sind die Generationen Noachs.“ Gemeint sind sowohl die bösen Generationen, unter denen er aufgewachsen war (sie hatten sich aus freiem Willen für das Böse entschieden), als auch jene, deren Stammvater er war (sie lernten ihre Lektion und waren mehr gut als böse).
Verstehen Sie jetzt? G–tt hat nicht seinen Fehler beseitigt, sondern unseren. Wollen Sie einen freien Willen haben oder nicht? Natürlich hätte er uns vollkommen machen können - aber was wäre daran interessant? Er hatte bereits Engel. Anders als die Engel haben wir eine Wahl – und wir müssen mit den Folgen unserer Entscheidungen leben. Sie dürfen also Fehler machen – oder darauf verzichten.
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