Es gibt Dinge, die Sie wissen, und Dinge, die Sie zu wissen glauben. Da wir diese Woche Noach lesen, können Sie zum Beispiel darüber nachdenken, wie viele Tiere von jeder Art Noach auf die Arche bringen musste. Zwei?

Nun, Genesis 6:19 stützt diese Annahme: „Und von jedem lebenden Wesen allen Fleisches sollst du zwei von jeglicher Art in die Arche bringen.“ Aber halt — einige Zeilen später steht (Genesis 7:2): „Von jedem reinen Tier sollst du sieben und sieben mitnehmen, ein jegliches mit seinem Gefährten.“ Was ist denn nun richtig, zwei oder sieben?

Aber es gibt noch ein größeres Rätsel: Warum gab es überhaupt eine Flut? Sie glauben zu wissen, G-tt sei zornig über die Sünden der Menschen gewesen und habe ihnen zur Strafe die Flut geschickt. Doch Noach fand Gnade in seinen Augen, und darum verschonte er ihn, seine Frau und seine drei Söhne Schem, Cham und Japhet.

Aber ... wenn G-tt die Sünde vertilgen wollte, warum rettete er dann diesen Cham? Er entpuppt sich doch als Stammvater der bösen Kanaaniter! Hat G-tt das etwa nicht vorausgesehen? Hat er noch einmal von vorne angefangen, nur um dann vor den gleichen Problemen zu stehen?

Was sollen wir von diesen vermeintlichen Ungereimtheiten halten? Eines wissen wir von der Tora mit Sicherheit: dass sie oft viele mögliche Antworten auf eine Frage gibt, und manchmal gar keine eindeutige Antwort. Immerhin sind sich nicht einmal die Talmud-Gelehrten einig, obwohl sie ihr Leben lang über solche Fragen nachdenken. Wie könnten Sie dann erwarten, eine Lösung zu finden?

Aber Sie können es! Einer der vielen bemerkenswerten Aspekte des Judentums ist die Tatsache, dass Sie die Möglichkeit und die Erlaubnis haben, zu studieren, zu denken, zu debattieren und mit Hilfe der überlieferten Lehren früherer Generationen eine befriedigende Antwort zu finden.

Die Tora unterscheidet zwischen reinen und unreinen Tieren. Das können wir beispielsweise so deuten: Die zwei Tiere von jeder Art sind eine allgemeine Regel, aber von jenen Tieren, die uns Nahrung lieferten, waren sieben Stück nötig. Man könnte auch sagen, die Flut sollte nicht G-tt nützen, sondern uns eine Lehre sein. Er wusste, dass wir dennoch unvollkommen bleiben würden. Und er wollte uns nachdrücklich daran erinnern, wie wichtig es ist, gut zu sein.

Vielleicht gefallen Ihnen diese Antworten, vielleicht nicht. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass Sie über Fragen und Antworten nachdenken. Denn das ist unsere Aufgabe: über richtig und falsch, gut und böse nachzudenken und bessere Menschen zu werden. Denken Sie darüber nach!