Das heilige Buch Sohar diskutiert den Unterschied zwischen Noach und Moses. Moses betete zu G-tt für die Schonung seiner Generation, nachdem diese sich der Sünde des goldenen Kalbes schuldig gemacht hat. Und Moses Gebete haben tatsächlich etwas bewirkt, die Generation seines Volkes wurde verschont. Noach hingegen betete nicht für die Schonung der Menschen seiner Generation, sie wurden von der Flut getilgt.

Der Sohar erwähnt hierzu zwei Standpunkte: Eine entschuldigt Noach für dessen Verhalten, nicht wie Moses gehandelt zu haben. Schließlich hat Moses nicht in seinem eigenen Verdienst gesprochen, sondern vielmehr in dem Verdienst seiner Vorväter Abraham, Isaak und Jakob, was Noach hingegen nicht konnte. Der zweiten Meinung zufolge hätte Noach dennoch für seine Generation beten sollen.

Einen ähnlichen Gedanken finden wir gleich am Anfang dieser Parascha. Die Tora beschreibt Noach als einen gerechten Mensch, makellos in seiner Generation. Raschi erklärt diesen Vers anhand von zwei unterschiedlichen Meinungen:

  1. Einige unserer Weisen sel. A. sagen, Noach sei sehr gerecht, obwohl die Mehrheit der Menschen seiner Generation schlecht war. Und selbst wenn Noach in einer Generation von Gerechten gelebt hätte, würde er sie mit seiner eigenen Gerechtigkeit übertroffen haben.
  2. Andere sind hingegen der Auffassung, Noach sei nur im Vergleich zu den Menschen seiner Generation als Gerechter anzusehen, hätte er in der Generation von Abraham gelebt, wäre er als kein besonderer Mensch aufgefallen.

Die erste Sichtweise lobt das Wesen Noachs ohne jeden Zweifel. Aus der anderen Perspektive scheint die Bedeutung Noachs relativiert, beziehungsweise untergraben zu werden. Aber selbst der zweiten Meinung nach wird Noach im Endeffekt als ein gerechter Mensch anerkannt. Der wesentliche Kritikpunkt der zweiten Sichtweise scheint vielmehr darin zu liegen, daß es jedenfalls für uns unangemessen wäre, das Verhalten Noachs zum Vorbild zu nehmen.

Da Noach in seiner Generation niemanden hatte, zu dem er aufblicken, beziehungsweise zurückgreifen konnte - er also nicht die Verdienste von Abraham, Isaak und Jakob im Rücken hatte - sah er sich letztlich nicht in der Position, G-tt um die Schonung seiner Generation bitten zu können. Wir jedoch, die wir Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob sind, müssen hingegen jede Anstrengung unternehmen und zu G-tt beten - insbesondere dann, wenn es um die Nöte anderer geht, ganz gleich, ob es sich um gerechte Menschen handelt oder nicht, denn unsere Gebete machen einen Unterschied.

(Basierend auf Likue Sichot, Band 25.)