Lieber Leser,

„Wenn ihr gegen eure Feinde in den Krieg zieht, wird G-tt ihn in euere Hände geben.“ Nein, das ist kein Druckfehler. Der Satz steht im fünften Buch Mosche (21:10) im ersten Vers der Tora-Lesung von Ki Teze. Die „geschriebene“ Tora ist überaus präzise. Wenn eine grammatische Besonderheit auftritt, etwa der Plural „Feinde“, der mitten im Satz zum Singular „ihn“ wird, werden die Midraschim und die Kommentare sofort hellhörig und enthüllen den verborgenen Sinn.

Die Ägypter, Amalekiter, Babylonier, Römer, die Kirche, die Almohaden, die Nazis, die Sowjets ... wir hatten keinen Mangel an Feinden in unserer 4000 Jahre langen Geschichte. Im Allgemeinen kann man sie in zwei Gruppen einteilen: spirituelle und physische Feinde.

Die klassischen Beispiele sind der syrisch-griechische Kaiser Antiochus, der die Juden zwangsweise hellenisieren wollte (sein Scheitern feiern wir jedes Jahr an Chanukka) und Haman, der Aggait, der ein kaiserliches Dekret erwirkte, nach dem alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder auf dem Angesicht der Erde getötet werden sollten (sein Scheitern feiern wir als Purim). In den siebziger Jahren versuchten Kommunisten, den jüdischen Glauben und die jüdische Praxis aus den Seelen und aus dem Leben der Juden in der Sowjetunion auszurotten. Und militante Islamisten wollen uns einfach nur umbringen.

Dennoch sind die beiden Feinde Israels im Grunde nur einer. Immer wieder zeigt unsere Geschichte, dass eine Schwächung unserer spirituellen Identität unweigerlich zum physischen Niedergang führt. Ein Feind der jüdischen Seele ist also auch ein Feind des jüdischen Leibes, und ein Feind des jüdischen Leibes ist zugleich ein Feind der jüdischen Seele.

Schabbat Schalom