Am weltweiten Pessachabend ist eine der Zutaten ein einfaches hartgekochtes Ei. Ich würde gern einen Moment damit verbringen, darüber zu reden, was wir von diesem Ei lernen, wie es wirklich alles verkörpert, um das es bei Pessach geht und welche Botschaft es für uns heute hat.
Einer der Gründe, warum es beim Seder das Ei gibt ist, dass es den Beginn des Lebens symbolisiert wie Pessach den Beginn unserer nationalen Existenz symbolisiert. Es ist sogar noch genauer. Das Ei stellt die exakte Position des jüdischen Volkes zur Zeit des Exodus aus Ägypten dar.
Das Ei stellt die exakte Position des jüdischen Volkes zur Zeit des Exodus aus Ägypten darLassen Sie uns die Reise unseres Eis nachvollziehen. Zuerst befindet sich das Ei in der Henne. Danach wird es gelegt und so von den zuvor auferlegten Beschränkungen befreit. Aber wurde das Ei ausgebrütet? Kam schon ein kleines Küken aus der Schale? Die Antwort ist nein. Das Ei ist - wie man sieht - nur potenzielles Leben. Es ist noch kein Lebewesen. Eines Tages wird - so G-tt will - ein kleines Küken schlüpfen und der Lebenskreis weitergehen.
Als das jüdische Volk Ägypten verließ, war es genau das - ein unausgeschlüpftes Ei. Aus dem Gefängnis Ägypten und von den Beschränkungen der Sklaverei befreit - aber noch nicht vollständig geboren. Sie würden sieben Wochen am Fuße des Berg Sinais verbringen und dort die großartige Offenbarung G-ttes und die Gabe der Tora erleben. Erst als sie eine Lebensart bekamen, erhielt das jüdische Volk einen Zweck. Bis zum Sinai wussten wir nicht, wohin. An Pessach durchbrachen wir die Einschränkungen Ägyptens wie das Ei aus dem Huhn herausbricht. Aber erst am Sinai schlüpften wir und wurden richtig geboren.
Die Botschaft für uns? Politische Freiheit ohne spirituelle Freiheit gleicht einem ungeschlüpften Ei, sie ist unvollständig. Wir waren vielleicht frei und nicht gefesselt, dafür aber spirituell verloren und moralisch verwirrt.
Hier in Südafrika, wo ich lebe, wird diese Botschaft nur allzu gut verstanden. G-tt sei Dank haben wir in unserem geliebten Land politische Freiheit erreicht. Seit 17 Jahren gibt es freie und gerechte Wahlen. Jeder kann seine Stimme abgeben. Wahr ist, dass der größte Teil der Bevölkerung nach wie vor verarmt ist. Es stimmt, dass nun viel mehr Menschen Zugang zu Strom und Wasser und eine Behausung haben, aber das Leben der meisten bleibt unverändert.
Noch schlimmer ist, dass neue Freiheiten neue Kulturen, Lebensarten und traurigerweise neue Dekadenz bedeuten. Vergangen sind die alten Stammeswerte, ersetzt durch die leere, westliche Anbetung des Neuen und Glitzernden.
Freiheit selbst ist nur die halbe MieteWir mögen zwar von der Unterdrückung der Vergangenheit frei sein, aber uns fehlt noch eine verständliche, umfassende Infrastruktur, die uns hilft, unser Streben zu lenken.
Demnach ist Freiheit nur die halbe Miete. Was sollen wir mit underer Freiheit tun - das ist hier die Frage. Wir brauchen einen Sinn im Leben und eine Moral, eine spirituelle Infrastruktur, die uns im Leben führt. Andernfalls würden wir ziellos durch die Wildnis wandern und unsere Freiheit wäre unentwickeltes Porenzial.
Lassen Sie uns keinen ungeschlüpften Eier sein. Lassen Sie uns unsere Freiheit weise einsetzen und all unsere Bestrebungen erreichen. Lassen Sie uns begreifen, dass Pessach nur der Anfang ist. Nun müssen wir die Tora befragen und entdecken, wie man den größtmöglichen Nutzen aus der Freiheit zieht.
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