Wir Heutigen leben, wie Noach, in einer Zeit von "Flut". Ohne Unterlass bedrohen uns die "Hochwasser" von Geschäftssorgen, Sorgen um den Lebensunterhalt ganz allgemein sowie eine Unmenge anderer quälender Nöte. Die dieswöchige Sidra Noach spricht sehr wesentlich auch unsere eigene Generation an, die doch gleichfalls eine "Arche" sehr nötig braucht.
Als die zum Bau eine Arche gehörenden Einzelheiten aufgezählt wurden, erhielt Noach unter anderem die Anweisung (Genesis 6, 16): "Ein Zohar sollst Du für die Arche machen." Raschi gibt folgende Erklärung für dieses spezielle Wort Zohar: "Manche sagen, es sei ein Fenster gewesen, andere sagen, es sei ein Edelstein gewesen, der Licht für sie ausstrahlte."
Der Unterschied zwischen Licht, welches durch ein Fenster eindringt, und Licht, das von einem Edelstein ausgestrahlt wird, ist dieser: Das erstere kommt von außen, während das zweite von innen ausgeht, aus dem inneren Kern des Steines selbst.
Unser G-tt zu leistender Dienst, wie er in der Beobachtung der Tora und durch die Einhaltung der Mizwot zum Ausdruck und zur Ausführung kommt, zielt darauf ab, ein Zohar für unsere Arche zu machen, für unsere Umgebung, für unsere kleine Ecke in der Welt, um so die ganze Welt mit G-ttes Licht zu erhellen. Dies indessen ist in zwei Etappen zu tun.
Der erste Schritt besteht darin, ein "Fenster" zu machen.
Latent wohnt der Welt das Licht von G-ttlichkeit inne. Dabei denn erwächst uns lediglich die Aufgabe, dass wir seine Existenz offenbar machen. G-tt hat sich (sozusagen) in die Natur "gekleidet", das heißt, Er hat Seine Allgegenwart unter dem Deckmantel der Naturgesetze "verhüllt". Diesen verhüllenden Schleier muss der Mensch entfernen, er muss also ein Fenster machen, das ist ein Fenster im Wandschirm von "Ursache und Wirkung", durch den G-ttes Allgegenwart in der Welt (gleichsam) "abgeblendet" ist. Wir müssen uns Seiner Nähe viel mehr empfindlich zeigen.
Immerfort sehen wir Geschehnisse, die von G-ttes Vorsorge Zeugnis ablegen, und dabei erkennen wir doch überhaupt nicht die "Hand G-ttes" in diesen scheinbar "zufälligen" Vorkommnissen. "Kenne Ihn in all deinen Wegen" ist ein erstrangiges Prinzip der Tora. Jeder, der sein Herz und Gemüt darauf abstimmt, zu verstehen, was tatsächlich um ihn herum vorgeht, und auch was ihn selbst befällt, erkennt G-tt und Sein Wirken. Er ist nicht mehr von Finsternis umgeben.
Der zweite Schritt besteht darin, einen "Edelstein" zu machen.
Wenn wir uns auf die angezeigte Weise der G-ttlichkeit in der Welt "aufgeschlossen" haben, wenn wir also die verdunkelnde Wand durchbrochen haben, dann können wir auch eine innere Änderung bewerkstelligen, eine Änderung in der Natur an sich. Dann wird sogar die Natur umgewandelt. Dann ist ein Baum nicht mehr ein bloßer Baum – "lediglich" ein Baum – noch ein Sonnenuntergang nichts anderes als das Verschwinden der Sonne. Schon das Leben als solches, das Atmen und alles, was dazu gehört, werden zu G-ttesbeweisen.
Dann wird unsere natürliche Umgebung nicht nur aufhören, G-tt zu verhüllen, sondern sie wird, im Gegenteil, selbst zu einer Lichtquelle, sie tut Seine Allgegenwart kund; der leblose Stein wird zu einem Edelstein, der dann seinen eigenen innerlichen Glanz ausstrahlt.
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