Der Beginn unseres Wochenabschnitts beschäftigt sich mit der Kriegsführung Israels: Wenn du gegen deine Feinde in den Krieg ausziehst und G-tt ihn in deine Hand gibt und du von ihm Gefangene machst.1
An uns liegt es zu verstehen, weshalb die Thora über den Feind anfangs im Plural spricht „deine Feinde“ und dann ins Singular wechselt „ihn . . . gibt“.
Die Inhalte der Thora haben weit mehr Bedeutung, als nur ihre einfache Auslegung. Unser Wochenabschnitt spricht über Krieg im einfachen Sinn, aber darüber hinaus belehrt er uns über den Krieg, den jeder einzelne in sich zu führen hat.
Feinde des Volkes und des Geistes
Die Feinde des Juden kann man in zwei Kategorien teilen. Es gibt den Feind, der gegen die physische Existenz des Juden kämpft und denjenigen, der gegen die Seele des Juden kämpft. Die Thora fasst diese beiden feindseligen Arten in einem Begriff zusammen, nämlich „deine Feinde“. Denn wer gegen den Juden kämpft, kämpft sogleich gegen seinen Geist an. Und der Feind des jüdischen Geistes ist sogleich der Feind des Juden.
Die Thora lehrt uns nun, wie wir gegen diese gefährlichen Feinde vorzugehen haben: Zuallererst: „Wenn du in den Krieg ausziehst“ – die richtige Einstellung ist, gegen den Feind „auszuziehen“, das heißt mit Mut und Kampfbereitschaft dem Feind gegenüber stehen zu können und dem festen Glauben in G-tt, dass Er ihn (den Feind) in unsere Hände geben wird. Weiters soll man auf den Feind wie folgt zukommen: „auf deine Feinde“ (in der wörtlichen Übersetzung) – der Jude ist seinen Feinden immer einen Sprung voraus. Er ist ihnen im Vorhinein überlegen, da G-tt an seiner Seite ist!
Überlegenheit
Die Thora verspricht sodann, dass mit dieser Kriegsführung der Jude den Sieg erringen wird! Dabei meint sie nicht nur den Sieg über den physischen Feind, sondern auch über den Ursprung allem Bösen – dem Bösen in uns, „Jezer Hara“ genannt! Denn tatsächlich bekämpft der Jezer Hara nicht nur die Seele des Juden, indem er sie bei ihrer Bindung zu G-tt stört. Vom Jezer Hara kommt sowohl alles Böse im Menschen, wie auch in der Welt. Über ihn sagt der Talmud: „Er ist der Satan (Feind der Seele), er ist der Todesengel (Feind des Körpers)“.2
Sobald der Jude mit dieser Sicherheit in den Krieg gegen den Jezer Hara zieht, dass keine Kraft auf der Welt sich dem Guten und Heiligen widersetzen kann, wird er nicht nur die äußerlichen Erscheinungen des Bösen besiegen und ihnen die Stirn bieten, sondern auch die Quelle des Bösen, seinen inneren Jezer Hara.
Deshalb steht in der Thora weiter: „und dein G-tt ihn in deine Hand gibt“ – im Singular – denn hier spricht die Thora bereits über den Ursprung aller Feinde, Jezer Hara.
Befreiung der Gefangenen
Und die Thora fügt hinzu: „Und du wirst Gefangene machen“. Dieses Verb ist im Hebräischen zweideutig (ושבית) und kann auch „zurückbringen“ bedeuten; also „Gefangene zurückbringen“.
Es kommt vor, dass der Jude sich nicht genug vor dem Jezer Hara hütet und dieser die Kräfte der g-ttlichen Seele beim Juden missbraucht.
Er verführt ihn zur Sünde und ergreift dadurch Besitz von den g-ttlichen Kräften, welche nun bei ihm gefangen sind.
Darauf verspricht die Thora, dass mit der Entschlossenheit den Jezer Hara zu besiegen, der Jude ihn nicht nur besiegt, sondern sogar „seine Gefangenen zurückbringen wird“, wie unsere Meister sagen: „Durch den Sieg über den Jezer Hara werden die Sünden gegen G-tt sogar in Mitzwot umgewandelt.“3
Der kompromisslose Kampf gegen den Jezer Hara und all seinen Ausdrucksformen ist auch für die Herbeiführung der vollkommenen Erlösung entscheidend, wo dann das Böse gänzlich besiegt und von der Erde getilgt wird.
(Likutej Sichot, Band 2, Seite 635 und 697)
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