Es war der erste Schultag. Während der großen Pause tauschten die Mädchen der sechsten Klasse aufgeregt ihre Erlebnisse während des Ferienlagers aus. Leah, Nechama und Rina wurden während des Ferienlagers gute Freundinnen.

"Ich bin so froh darüber, dass wir dieses Jahr in derselben Klasse sind," sagte Leah.

"Ich ebenso," warf Nechama ein, "ganz besonders, nachdem wir im Ferienlager im gleichen Raum untergebracht waren."

"Wir waren ja sogar in der gleichen Gruppe bei den großen Wettkämpfen," fügte Rina hinzu.

"Oh ja, die Wettkämpfe," schwelgte Leah in Erinnerungen, "die waren der Höhepunkt des ganzen Ferienlagers."

"Erinnert ihr euch an unser Marschlied," fragte Nechama, "es war einfach großartig! Es gab uns einen unübertroffenen Mannschaftsgeist. Ich wusste einfach, dass wir gewinnen würden."

"Und wir haben gewonnen!" rief Rina dazwischen.

Die Lehrerin, Frau Klein, war gerade damit fertig, ihre Notizen für das neue Schuljahr ins Klassenbuch zu schreiben. Sie schaute zu den drei Mädchen hinüber und lächelte sie an: "Entschuldigt bitte, dass ich mich in eure Unterhaltung einmische, aber ich konnte euch einfach nicht überhören. Ihr habt mir gerade ein praktisches Beispiel für den dieswöchigen Parascha Unterricht geliefert."

Die Mädchen schauten ihre Lehrerin fragend an.

"Ich meine die Motivation, die in eurem Marschlied steckt," erklärte Lehrerin Klein, "seht ihr, in Paraschat Ki Teze geht es um jüdische Soldaten, die ins Gefecht ziehen. Die Tora sagt: 'Ki Teze Lamilchama Al Ojewecha' - 'wenn ihr auszieht, um gegen eure Feinde in den Kampf zu ziehen...' Wir übersetzen das Wort 'Al' mit 'gegen,' doch wortwörtlich bedeutet es eigentlich 'über.' Denn wenn ein Jude in den Kampf ziehen muss, sollte er sich von vorneherein über seine Feinde überlegen fühlen."

"Weil die Seele eines Juden ein Teil von G-tt ist, wird letztlich nichts und niemand ihm etwas anhaben können. Das Bewusstsein hierüber wird ihn mit Siegesgewissheit erfüllen, die ihn wiederum zum Sieg im Kampf führen wird."

"Doch die Tora spricht nicht nur von äußerlichen Schlachtfeldern. Jeder von uns hat auch eine persönliche Schlacht mit seinem Jetzer Hara, d. h. mit dem schlechten Trieb in uns, zu schlagen. Wir sollen uns 'über' ihn erheben, in dem Bewusstsein, dass der Jetzer Hara letztlich keine Chance gegen uns hat. Dies wird uns die Siegesgewissheit geben, mit der wir diesen Kampf schließlich auch gewinnen.

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Sichot Paraschat Ki Teze, 5749)