Wenn Sie ein berühmtes Gemälde in einem schönen Museum bewundern, empfinden sie Ehrfurcht, Glück und Erstaunen — all die Gefühle, die uns überwältigen, wenn wir ein Kunstwerk sehen, das uns ein wenig über die irdische Sphäre hinaushebt.

Nehmen Sie nun das Bild ab, und tragen Sie es in ein bescheidenes Haus ins Wohnzimmer. Hängen Sie es über dem schlichten Sofa zwischen den billigen Lampen auf. Jemand betritt die Wohnung und sieht das Bild. Wie reagiert er?

Wir wissen es nicht. Aber die Umgebung macht gewiss einen Unterschied.


Haasinu ist ein Lied, das Mosche singt, um G–tt und seinen Segen zu preisen. Es erinnert an wundersame Ereignisse und an unsere komplexe Beziehung zu G–tt. Selbst im Vergleich zu den inspirierenden Passagen der Tora ist es ein hervorragendes dichterisches Werk, das starke, emotionale Reaktionen auslöst.

Wenn wir Haasinu aus den zehn Tagen der Reue herausholen und in eine eher weltliche Zeit übertragen, heißt das nicht, dass wir es “über das Sofa hängen” sollen. Wir müssen uns jedoch fragen, ob diese Veränderung ein anderes Licht auf das Lied wirft.

Wie das Gemälde bleibt Haasinu dasselbe; nur die Umgebung ändert sich. Anstatt Reue und Besinnung zu pflegen, gehen wir jetzt unserer täglichen Arbeit nach. Anstatt die Aspekte von Haasinu zu betonen, die uns ermahnen (“Sie haben mich mit ihrer Eitelkeit erzürnt”), suchen wir Trost in seinen Verheißungen (“Sein Werk ist vollkommen ... denn alle seine Wege sind gerecht ... er ist ein treuer G–tt ohne Falsch”).

Was geschieht, wenn wir ein Gemälde aus dem Museum holen? Wir geben ihm die Chance, eine schlichte Umgebung zu verschönern. Und wenn wir Haasinu in den Alltag holen, geben wir uns selbst die Chance, die Wunder seiner vielschichtigen Botschaft zu genießen. Wenn wir es aus einem anderen Blickwinkel betrachten, gibt es uns Kraft, deren Quelle unser Bund mit G–tt und der Tora ist. Betrachten Sie Haasinu aus Ihrem Blickwinkel, und Sie werden davon profitieren.