Der Rambam hatte einen Schüler namens Awner, der seinem Lehrer untreu wurde. Er leugnete die Tora, konvertierte und wurde ein hoher Beamter am spanischen Hof.

Einmal, am Jom Kippur, ließ dieser Abtrünnige den Rambam rufen und befahl ihm, sofort zu kommen. Als sein ehemaliger Lehrer vor ihm stand, schlachtete der Konvertit ein Schwein, kochte es und aß es. Dann fragte er: „Wie viele Sünden habe ich soeben begangen?“

„Vier Sünden“, antwortete der Rambam. „Aber was hat dich dazu bewegt, die Tora deiner Väter zu verleugnen und so zu handeln?“

„Du!“ rief der Minister und deutete anklagend auf den Rambam. „Du hast behauptet, alle Gebote der Tora seien in der Parascha von Haasinu angedeutet, wenn man nur die Augen aufmache. Du hast gesagt, diese Parascha enthalte alles Vergangene und Zukünftige, sogar die Geheimnisse der Wissenschaft und der Natur. Das wollte ich nicht glauben. Wie könnte eine kleine Parascha so viel Wissen enthalten? Deshalb lehnte ich schließlich die ganze Tora ab.“

„Ich nehme nichts zurück“, erwiderte der Rambam. „Haasinu enthält tatsächlich alles menschliche Wissen, alle Naturgesetze und die gesamte vergangene und künftige Geschichte. Wenn du mir nicht glaubst, fordere mich heraus, und ich beweise es dir. Frage mich irgend etwas.“

„Na schön“, meinte der frühere Schüler. „Zeig mir, wo mein Name steht: Awner.“

Haschem hatte dem Rambam g–ttliche Intuition geschenkt, und darum zitierte er ohne Zögern: „Afeihem, ashbisa me’enosch sichram. Stelle die dritten Buchstaben nebeneinander, und du bekommst den Namen Awner. Weißt du übrigens, was dieser Vers bedeutet? Er sagt, dass Haschem die Erinnerung an dich vom Angesicht der Erde tilgen wird.“

Awner wurde totenblass. Er erkannte, dass der Vers nicht nur seinen Namen enthielt, sondern sogar seine Zukunft voraussagte. Awner verließ den Rambam, sein Land, seinen Reichtum und seine Macht. Er bestieg ein Schiff und segelte mit unbekanntem Ziel davon. Die Erinnerung an ihn wurde in der Tat vom Angesicht der Erde getilgt.