Jedes neue Jahr wird eingeleitet durch die Zehn Tage von Tschuwa (Rückkehr), die mit den beiden Tagen von Rosch Haschana beginnen und im Jom Kippur ihren Höhepunkt finden. Wenn wir in dieser bedeutungsvollen Zehntage-Periode die Tage vom Ausgang von Rosch Haschana bis zum Eingang von Jom Kippur zählen, kommt dabei genau eine Woche heraus. So hat uns die Tora, in diesem Abstand zwischen den heiligsten Tagen des Jahres, eine Zeitspanne von genau sieben Tagen gegeben, in der jeder Wochentag einmal vorkommt, ein Sonntag, ein Montag usw.
Diese eine vollständige Woche – nicht mehr und nicht weniger – steht uns hier zur Verfügung, um Reue zu zeigen und zu sühnen und um es uns zu ermöglichen, es von nun an besser zu machen. Dass uns dafür eine ganze Woche gegeben worden ist, sollte sehr belangreich sein. Wenn wir den Sonntag dieser Woche so verbringen, wie es angebracht ist, wenn wir ihn in bester Weise nutzen, dann dient dies, insbesondere, als Reue und Sühne für all das an den Sonntagen des vergangenen Jahres begangene Unrecht. Wenn wir diesen Montag im richtigen Geiste verleben, so sollte dies Buße für alle Montage des letzten Jahres sein. Und so geht es die ganze Woche hindurch.
Sühne jedoch beruht auf zwei unerlässlichen Bedingungen, nämlich: Bedauern für das Vergangene und Entschlossenheit für die Zukunft. Deshalb ist gerade diese Zeitspanne von sieben Tagen auch ein Mittel für planmäßige Vorbereitung auf das kommende Jahr. Am Sonntag dieser Woche also sollten wir Pläne speziell für bessere zukünftige Sonntage machen, womit wir uns die Kraft und Fähigkeit schaffen, an den zukünftigen Sonntagen unseren Verpflichtungen nachzukommen und sie erfolgreich durchzuführen. Dasselbe gilt für alle sieben Tage dieser ganz vorzüglichen Woche.
Würden wir aber nur an uns selbst denken, dann wäre darin nur ein Teil unserer Pflichten einbegriffen. Wie wir schon sehr häufig betont haben, darf man sich nicht damit zufriedengeben, ein gutes jüdisches Leben für sich allein – und nur im Schosse seiner Familie – zu führen. Vielmehr muss man seine Aufgaben seiner gesamten Umgebung gegenüber erkennen, so dass jeder und alle in der Richtung von Tora und der Beobachtung ihrer Vorschriften beeinflusst werden.
Diese Pflicht fällt ganz besonders der Jugend zu; denn junge Menschen haben von G-tt ein zusätzliches Maß von Energie erhalten Dadurch ist es ihnen ermöglicht, Führungsstellen zu besetzen, gerade auch innerhalb ihrer eigenen Jugendgruppen, damit sie andere in den Wegen unserer Tora und der passenden Lebensweise anleiten können.
Für viele unserer Zeitgenossen ist es fast zur Gewohnheit geworden, die heutige junge Generation mit ihren Vorgängern zu vergleichen. Zu welchen Schlüssen man bei diesem Vergleich auch kommen mag, eines ist wohl über jeden Zweifel erhaben, und das ist, dass die heutige Jugend sich nicht fürchtet, eine Herausforderung anzunehmen und Aufgaben anzuerkennen, nicht nur solche, die sie in direkten Konflikt mit der Mehrheit bringen können, sondern sogar Aufgaben, die persönliche Opfer fordern und ihren Lebensstil ändern können.
Manche unserer jungen Leute sind dazu durchaus bereit, und sie nehmen alle notwendigen Konsequenzen auf sich; andere sind aus dem einen oder anderen Grunde dazu noch nicht fähig. Aber auch diese respektieren diejenigen, die sich der Herausforderung gestellt haben; und außerdem achten sie den Lehrer oder Meister, der ihnen diese Aufgabe erstmalig richtig dargestellt hat. Darin allerdings liegt ein großer Unterschied gegen frühere Zeiten.
Zudem sind viele junge Leute heute nicht mehr gewillt, Aufgaben zu übernehmen, die allein auf schönen Theorien oder sogar einer tiefen Philosophie beruhen, es dann aber dabei belassen. Vielmehr wollen sie die Anwendung der Theorie in die Praxis erfahren, nicht nur als etwas Gelegentliches, sondern als ein tägliches praktisches Erlebnis – sonntags, montags usw.
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