Alle waren mit den Vorbereitungen für Sukkot beschäftigt. Miri und Mascha waren gerade dabei, Tische und Stühle in die Sukka zu tragen. Mendi und Mordechai halfen inzwischen ihrem Vater, das Sechach auf die Sukka zu legen. Nebenan bohrte, schraubte und hämmerte Familie Klein die Wandteile für ihre Sukka zusammen.
"Schau Miri," sagte Mascha, "wenn wir den Tisch etwas mehr nach links rücken, haben wir in der Ecke Platz für einen weiteren Stuhl."
Mascha nickte. Derweil versuchte Mendi bei dem ganzen Lärm, von der Spitze der Leiter aus, Mordechai etwas zu verstehen zu geben: "Wir brauchen noch einen weiteren Zweig hier." Mordechai zeigte keine Reaktion.
"He Mordechai, hast du mich gehört? Ich sagte, wir brauchen noch einen weiteren Zweig hier."
Mordechai konnte Mendi kaum hören - er stand zu weit weg von ihm. Mascha hingegen fiel es leicht, Miri zu zuhorchen - sie stand direkt neben ihr.
Wir gebrauchen das Wort 'horchen', wenn wir mit jemanden sprechen, der sich in unserer unmittelbaren Nähe befindet. Solche Gespräche sind daher eher von privater, bzw. persönlicher Natur. Den Begriff 'hören' verwenden wir hingegen auch dann, wenn wir mit jemanden sprechen, der weiter weg von uns steht. Diese Form der Kommunikation ist weniger persönlich. Worte, die so laut gesprochen werden, dass sie von allen in der Umgebung gehört werden, haben nicht dieselbe Qualität von Nähe und Verbundenheit wie eine private Unterhaltung.
Haasinu gibt uns ein Beispiel von beidem - 'horchen' und 'hören'. Moses bittet Himmel und Erde darum, als Zeugen zu fungieren, indem er sie mit den Worten auffordert: "Haasinu Haschamajim... WeTischma Haaretz" - "Horcht ihr Himmel... und Erde höre zu."
Viele Generationen später ruft auch der Prophet Jesaja Himmel und Erde an und ersucht sie um Zeugnis. Jesaja spricht hingegen: "Schimu Schamajim WeHaasini Eretz" - "Hört ihr Himmel und horche Erde."
Doch worin liegt der Unterschied zwischen den Worten Moses und denen Jesajas?
Moses bittet die Himmel, auf ihn zu horchen sowie die Erde, ihm zuzuhören. Jesaja hingegen bittet die Erde darum, auf ihn zu horchen und die Himmel, ihm zuzuhören. Erinnern wir uns: Auf jemanden zu horchen bedeutet, dass beide Seiten sich nahe sind. Unsere Weisen sel. A. erklären diesbezüglich, dass sich Moses auf einer sehr erhabenen Ebene befand, d. h. den Himmeln näher war als der Erde. Wenn er zu den Himmeln sprach, ersuchte er sie daher, auf ihn zu 'horchen', und wenn er zur Erde sprach, sagte er 'höre'.
Jesaja befand sich auf einer nicht so erhabenen Ebene. Er sprach zu den Himmeln von einer viel entfernteren Position aus. Entsprechend bat er die Himmel darum, ihm zuzuhören, sowie die Erde darum, auf ihn zu horchen.
Paraschat Haasinu wird stets entweder am Schabbat vor Jom Kippur oder am Schabbat nach Jom Kippur gelesen. In dieser Zeit suchen wir G-tt und wenden uns an Ihn, weil Er uns dann besonders nahe ist. Während dieser Tage befindet sich jeder Jude - wie auch Moses - in 'Horch-Entfernung' zu den Himmeln. Diese Nähe stellt sicher, dass unsere Gebete erhört und wir mit einem guten und glücklichen Jahr gesegnet werden.
(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I")
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