Wieviel bekommen die Armen und Kranken von den Steuern, die Sie zahlen? Wir beklagen uns alle über die hohen Steuern, aber ist es nicht wichtiger, wofür das Geld verwendet wird? Sie beneiden doch sicherlich nicht die Armen und Alten um ihr täglich Brot, oder? Aber Sie vertrauen nicht darauf, dass die Regierung mit den Steuergeldern richtig umgeht.

Das sind wichtige Probleme. Viele Leute lehnen eine Einkommensteuer ganz ab. Doch wenn sie keine Steuern zahlen müßten – würden sie die Bedürftigen dann freiwillig so unterstützen, wie der Staat es tut?

Vielleicht versichern Sie jetzt, daß Sie es tun würden. Aber “das Fleisch ist schwach”, und wir haben unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse und müssen für unsere Kinder und unseren Lebensunterhalt im Alter sorgen. Wieviel Geld für die Armen ist “genug”? Welchen privaten Unternehmen können wir trauen? Wer ist “bedürftig”? Uneheliche Mütter? Alte, aber noch sehr rüstige Menschen?

Irgend jemand muß entscheiden, wer bedürftig ist, und weil Sie dafür keine Zeit haben, müssen es Beamte tun. Gewiß, die Bürokratie hat ihre Schwächen; dennoch sollten Sie einmal über Ihre eigenen Einstellungen nachdenken. Haben Sie genügend Mitgefühl und Verständnis? Wollen Sie helfen? Wenn Sie helfen wollen – wie macht man das am besten?


Hier kann uns der Wochenabschnitt Ki Tawo weiterhelfen. Er fordert uns auf, “die ersten Früchte des Bodens” in den Tempel zu bringen. Beachten Sie, daß es die “ersten” Früchte (bikurim) sind – nicht das, was übrigbleibt, nachdem Sie selbst, Ihre Familie, Ihre Tante, die Nachbarn und Ihr Hund satt geworden sind. Warum “die ersten”? Weil damit verhindert wird, daß Sie auf Ihr jezer hara, (die Neigung zum Bösen) hören. Wenn tzedaka ganz oben auf der Liste steht, müssen Sie es nicht irgendwo zwischen dem neuen Wintermantel und dem neuen Computer einschieben.

Die Pflicht gegenüber unseren Nächsten hat also Vorrang. Wenn Sie meinen, daß die Regierung dabei Fehler macht, müssen Sie es ihr sagen. Wenn Sie glauben, dass private Initiativen es besser machen, müssen Sie diese unterstützen.

Einerlei, was Sie tun – achten Sie darauf, Ihre Pflicht zu erfüllen: Legen Sie “die ersten Früchte” beiseite. Wie man sie am besten verteilt, ist erst die zweite Frage.