Was kann ein 13-jähriges Kind tun? In unserer Gesellschaft ist es nicht alt genug, um ein Auto zu fahren, zu wählen oder Alkohol zu kaufen. Dennoch ist es Brauch, dass ein 13-Jähriger die Mizwot auf seine schmalen Schultern nehmen muss. Woher kommt diese Idee?
Es gibt zwei Erklärungen. Die eine lautet: Dieser Brauch ist vom Tora-Abschnitt Wajischlach abgeleitet. Dort verteidigen Schimon und Levi im Alter von 13 Jahren die Ehre ihrer Schwester mit dem Schwert. Wenn sie alt genug waren, erwachsenen Männern gegenüberzutreten, um Dina zu rächen, müssen sie auch alt genug sein, um in die Gemeinschaft der jüdischen Erwachsenen aufgenommen zu werden.
Die andere Meinung sagt, G-tt habe Mosche diese Altersgrenze auf dem Berg Sinai bei der Übergabe der Tora mitgeteilt.
Worin liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Standpunkten? Der eine liefert eine vernünftige, gut verständliche Erklärung. Was Schimon und Levi taten, beweist ihre Reife, und darum gilt das auch für andere im gleichen Alter. Der andere Standpunkt geht dagegen von einem übernatürlichen, für uns nicht verständlichen Grund aus.
Dienen wir G-tt logisch – oder nur, weil wir es müssen? Entscheiden wir uns dafür, weil der Verstand es uns rät oder weil wir das g-ttliche Joch auf uns nehmen? Die Antwort muss jeder selbst finden. Das zeigt auch der Wochenabschnitt, der mehr als einen Konflikt anspricht.
In Wajischlach lesen wir auch, dass Jaakow mit einem Engel ringt und sein Name danach geändert wird: Nun heißt er Israel, „der mit G-tt rang“. Der Kampf – bei Schimon und Levi ein weltlicher Kampf – ist eine Metapher für den inneren Kampf, den alle Menschen austragen müssen. Wir sind fleischlich, und das Fleisch drängt uns in eine Richtung. Aber wir sind auch Geist, und der Geist drängt uns in eine andere Richtung. Beide Sehnsüchte lassen sich versöhnen, wenn wir eine Mizwot befolgen, denn dadurch versehen wir unser Tun mit einer g-ttlichen Aura.
Die Pflicht, die Mizwot mit 13 Jahren zu befolgen, bedeutet nicht, dass ein 13-Jähriger schon so klug ist wie ein Erwachsener. Sie bedeutet, dass dies der Beginn eines lebenslangen spirituellen Kampfes ist.
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