Hier in Südafrika läuft eine beliebte Fernsehserie unter dem Titel „Generationen“. Das Thema des neuen Wochenabschnitts ist zwar ebenfalls dramatisch, aber seine Bedeutung geht weit über eine „Seifenoper“ hinaus, denn er befasst sich mit der brennenden Frage der jüdischen Kontinuität. Der Text beginnt mit den Worten „Dies sind die Generationen von Jizchak, des Sohnes Awrahams“. Wir erfahren von der Geburt Jakobs und Eisaws, von ihrem unterschiedlichen Lebenswandel und vom überaus wichtigen Segen, den Jizchak seinem Sohn Jaakow erteilt. Den Kommentaren zufolge war es jedoch mehr als ein Segen: Jizchak wollte auf diese Weise das jüdische Vermächtnis symbolisch an die nächste Generation weitergeben. Er überreichte Jaakow den Stab des Schicksals. (Können Sie sich vorstellen, Eisaw hätte diesen wichtigen Segen erhalten und wäre einer unserer Gründerväter geworden? Er wäre gewiss das schwächste Kettenglied gewesen!)
Vor langer Zeit sagte einer der Talmud-Weisen, er habe „viel von meinen Lehrern, mehr von meinen Kollegen, aber am meisten von meinen Schülern gelernt“. Dem stimme ich zu. Vor einiger Zeit besuchte mich ein Mann, vor dem ich großen Respekt hatte, um mit mir über einige Probleme zu sprechen. Er hatte den Gipfel seiner Karriere erreicht und war ein intelligenter, empfindsamer Mensch. Unter anderem wollte er ein Geständnis ablegen. Nun haben wir Rabbis keine Erfahrung mit der Beichte – wir verweisen die Menschen direkt an G–tt. Doch dieser Mann wollte seine ganz persönliche Enttäuschung über das Leben mit mir teilen, und ich fühlte mich sehr geschmeichelt von seinem Vertrauen.
Dies war seine Geschichte: Er kam von der Hochzeit seiner ältesten Tochter nach Hause und begann aus unerklärlichen Gründen zu weinen. Seine Frau fragte: „Warum weinst du? Du solltest vor Freude sprühen!“ Er antwortete: „Ich weine, weil ich eine Tochter, die ich nicht kenne, soeben einem Mann gegeben habe, den ich ebenfalls nicht kenne.“ Ihm war plötzlich klar geworden, dass er viele Jahre damit verbracht hatte, sein Geschäft aufzubauen, und dabei seine Familie vernachlässigt hatte. Das lastete schwer auf ihm. Und plötzlich verließ die Tochter, die er gar nicht richtig kannte, die Familie für immer.
G–tt sei Dank beschloss dieser Mann, sich zu ändern, und es gelang ihm vorzüglich. Seine Geschichte machte einen tiefen Eindruck auf mich.
Nicht nur der Familie zuliebe, sondern auch aus jüdischer Sicht sollten wir unsere Kinder gut kennen. Wir nehmen irrigerweise an, dass alles, was wir als Kinder von unseren Eltern über Glauben, Moral und Jiddischkeit gelernt haben, automatisch auf unsere Kinder übergeht. Aber das liegt nicht in den Genen! Eltern müssen jahrelang hart und voller Hingabe daran arbeiten.
Dies ist eine neue Generation. Die Einflüsse der Welt auf das Leben unserer Kinder sind drastisch, mächtig und nicht immer positiv. Internet, Fernsehen, Filme, Computerspiele und sogar Mobiltelefone machen unsere Kinder in immer jüngerem Alter erwachsen. Einst schützte ein Leben in einer stabilen Gemeinschaft die Jugend vor Assimilation; heute kann man sich im Wohnzimmer über den Computer mit Menschen aus der ganzen Welt unterhalten.
Leider kommen selbst Kinder aus den besten Familien vom richtigen Weg ab. Wenn wir der nächsten Generation kein gesundes Wertesystem vermitteln, werden andere Lehrer, von denen viele uns missfallen, sehr wahrscheinlich das Vakuum füllen. Zum Glück wünschen sich unsere Kinder Vorbilder. So selbständig sie sein mögen, in Wahrheit sehnen sie sich nach Wegweisern im Leben. Und letztlich wird das, was sie zu Hause lernen, bei ihnen einen viel größeren Eindruck hinterlassen als alles, was sie in der Schule oder sogar in der Synagoge hören.
Betrachten Sie die Erfahrung meines Freundes als Warnung. Warten Sie nicht, bis nach der Hochzeit. Die jüdische Kontinuität und die künftigen Generationen hängen davon ab. G–tt segne Sie mit Erfolg und vielen jiddischen Nachas.
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