Das hebräische Wort Noach bedeutet „Zufriedenheit“ und „Ruhe“. Der Abschnitt wiederholt den Namen Noach im ersten Vers zweimal. Der Sohar, der grundlegende Text der jüdischen Mystik, erläutert, dass diese Wiederholung nicht überflüssig ist. Noach und seine Nachkommen sollten Zufriedenheit und Ruhe in zwei Bereichen verbreiten: unter ihren Mitmenschen und oben in der spirituellen Welt.
Jeder Mensch beeinflusst sein Umfeld. Wir können Frieden und Ruhe unter unseren Mitmenschen fördern und dafür sorgen, dass sie Freude und Sinn finden. Dadurch erzeugen wir ähnliche Qualitäten in der spirituellen Welt oben. Unsere Weisen sagen über diese Beziehung: „Wenn ein Mensch einen anderen zufrieden macht, ist G-tt mit ihm zufrieden.“
Hat Noach sein Potenzial verwirklicht? Unsere Weisen erklären, Noach habe wie auf einer Insel gelebt. 120 Jahre vor der Flut befahl ihm G–tt, die Menschen seiner Generation vor der bevorstehenden Strafe zu warnen und sie zu einem anständigeren Leben zu ermuntern. Was aber tat Noach? Er begann, die Arche zu bauen. Und wenn ihn jemand fragte, warum, sagte er: „Die Welt ist böse. Darum ist G–tt zornig, und er wird eine Flut schicken.“ Aber er ging nicht auf andere zu, um mit ihnen zu reden.
Am Ende dieser 120 Jahre betraten nur Noach, seine Frau, seine Söhne und deren Frauen die Arche. Offenbar hatte sich die Botschaft nicht weit herumgesprochen. Darum, erläutern unsere Rabbis, nennen die Propheten die Flut auch „das Wasser Noachs“, um anzudeuten, dass die Flut in gewissem Umfang auch seine Schuld war. Er tat zwar nichts, um die Flut zu verursachen, aber es gelang ihm auch nicht, sie abzuwenden. Und genau das hätte er als Vorbild tun sollen.
Wer andere führen will, sollte sich nicht nur gut benehmen – er sollte Menschen mitreißen. Diese Art von Zufriedenheit und Ruhe sollte Noach bewirken. Er sollte dem Leben seiner Mitmenschen Tiefe und Sinn verleihen, damit sie das Ziel ihres Lebens erkannten. Außerdem hätte er G–ttes Botschaft verbreiten sollen.
Als G–tt nach der Sünde mit dem goldenen Kalb Mosche mitteilte, er werde das jüdische Volk auslöschen und aus Mosches Nachkommen ein Neues Volk bilden, wehrte sich Mosche dagegen. „Rette das Volk“, sagte er, „oder tilge mich aus diesem Buch!“ Mosche konnte sich nicht vorstellen, ohne sein Volk zu leben. Darum gelang es ihm, es zu retten und schließlich auch zu inspirieren.
Noach jedoch begnügte sich damit, mit seiner Familie in die Arche zu gehen. Aber Noachs und Mosches Wege liegen vor uns allen, denn wir alle müssen führen. Wir beeinflussen andere zu Hause, am Arbeitsplatz und in der Gemeinde. Wir alle haben positive Eigenschaften, und diese müssen wir mit anderen teilen.
Begnügen wir uns damit, nur unsere kleine Ecke in der Welt zu putzen? Oder werden wir aktiv und geben unser Licht an andere weiter?
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