"Wenn du ein neues Haus baust, bringe ein Geländer am Dach an, damit du keine Blutschuld in dein Haus bringst, wenn der Gefallene von ihm abstürzen sollte" - "Ki Tiwne Beit Chadasch, We'asita Ma'akeh Legagecha Welo Ta'asim Damim Bewetecha, Ki-Jipol Hanofel Mimenu" [Dwarim 22, 8].

Jener Passuk in dieser Parascha bezieht sich nicht nur auf physische Gebäude, sondern auf spirituelle bzw. geistige Bauwerke gleichfalls.

Die Errichtung eines Hauses ist in mehrere Phasen unterteilt, angefangen von der Planung sowie der Anfertigung eines Bauplanes, über das Setzen des Fundaments, das Errichten des Rohbaus, den Innenausbau, bis hin zur finalen Bauabnahme. Nachdem das Haus fertig ist und sein Besitzer es für eine Weile bewohnt hat, ist es sehr gut möglich, dass er sich eine noch größere und bessere, neue Wohnstätte errichten möchte.

Im spirituellen Sinne gesehen bedeutet "ein neues Haus zu bauen" aber auch: Ein Mensch hat bereits eine bestimmte geistige Stufe erreicht, d.h. er hat sich in der Vergangenheit bereits ein spirituelles Gebäude errichtet. Nachdem er dies erreicht hat, ist er nun bereit dazu, nach noch höheren geistigen Stufen zu streben.

Nachdem er bereits viele Prüfungen und Turbulenzen auf dem Weg zur Errichtung seines bisherigen 'spirituellen Hauses' überstanden hat, mag der Mensch irrtümlich denken, dass er sich um künftige Hindernisse und Stolpersteine keine Sorgen mehr zu machen braucht. Der Betreffende denkt vielleicht: "Habe ich nicht bereits alles durchgemacht und überstanden, was bei der Errichtung eines Hauses einem so alles widerfahren kann? Warum soll ich jetzt also noch weiterreichende Schutzmaßnahmen treffen?"

Daher gibt uns die Tora die Anweisung, dass wenn wir ein neues Haus bauen, wir auch dieses mit einem Geländer schützen müssen. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass wenn ein Mensch sich auf eine neue, höhere Stufe seines Dienstes an G-tt begibt, er verschiedenartigen neuen Herausforderungen und Schwierigkeiten ausgesetzt ist – und die sich ebenfalls auf einer höheren Ebene befinden, als dies beim Erreichen seines früheren Status der Fall war. Aus dem Grund muss er sich ein Geländer bzw. einen Schutzzaun errichten, der ihm vor einem spirituellen Absturz bewahrt.

Insbesondere benötigt er jenen Schutzzaun, wenn die neue Stufe seines G-ttesdienstes mit einem Abstieg in die materielle Welt verbunden ist. Hierauf weist insbesondere die Formulierung "Ki-Jipol Hanofel Mimenu" – "wenn der Gefallene von ihm abstürzen sollte" hin. Der Ausdruck des "Gefallenen" ist eine Anspielung auf einen solchen Abstieg in die materielle Welt. In einem solchen Fall ist es ganz offensichtlich, dass die zu erwartenden Herausforderungen und Turbulenzen noch viel größer ausfallen werden und zusätzliche Schutzmaßnahmen unverzichtbar sind.

Das eben Gesagte trifft unter anderem in Bezug auf eine Hochzeit zu, wenn Menschen sich aus dem spirituellen Bereich des Lernens, d.h. aus der Welt der Midrascha und Jeschiwa, herausbegeben und sich gemeinsam dem Bau eines neuen Gebäudes widmen, welches primär durch den G-ttesdienst in der materiellen Welt errichtet wird. Solch ein Gebäude bedarf eines spirituellen Geländers, damit dessen Bewohner nicht abzustürzen drohen.

Doch wie muss dieses spirituelle Geländer beschaffen sein? Das Geländer eines Daches ragt per Definition über das Gebäude hinaus. In gleicher Weise muss auch ein spirituelles Geländer über das aktuelle geistige Niveau auf dem sich der Mensch befindet hinausragen, damit es ausreichenden Schutz vor plötzlich auftretenden Schwierigkeiten bieten kann.

Jenes Konzept ist indes auf jede Situation anwendbar, bei der ein Mensch eine neue Form von G-ttesdienst beginnt. Ob nun ein Tora-Student die Jeschiwa verlässt, um sich einen Gelderwerb zu suchen, oder ob jemand seinen ständigen Wohnsitz nach Erez Israel verlegt – in jedem einzelnen Fall bedarf es einem spirituellen Schutzzaun. Dieser wird dadurch errichtet, indem man sein Level an Spiritualität sowie korrespondierenden Taten deutlich erhöht – sei es im Bereich von Tora und Mizwot (Gebote), Tefila (Gebet) oder Ma'asim Towim (Guten Taten).

(Basierend auf Likute Sichot, Bd. 2, S. 384-386)