Als Juden sind wir dazu verpflichtet, an jedem Türpfosten unseres Hauses eine Mesusa anzubringen und wenigstens zweimal in sieben Jahren ihren Zustand zu überprüfen.

Die Mesusa ist eine Pergamentrolle, die einen bestimmten Abschnitt aus der Bibel, das Schma Jisrael, das jüdische Glaubensbekenntnis in den Einen G-tt, enthält. Diese Worte sind unglaublich stark und beschützen uns vor Unglück.

Vor über 20 Jahren hat unsere Familie ganz direkt die Kraft der Mesusa zu spüren bekommen.

Ein paar Tage vor Rosch Haschana spielte mein kleinster, sehr lebendiger Sohn ganz ruhig mit ein paar Spielzeugen auf dem Boden. Das erschien mir sehr seltsam. Die Frage, ob alles in Ordnung sei, bejahte er, als ich jedoch seine Stirn fühlte, war diese heiß.

Der Test wies keine besonderen Befunde auf; - aber das Fieber blieb.Als äußerst besorgte Mutter maß ich sein Fieber und wurde in meiner Befürchtung bestätigt. Er hatte 37,2 Grad C und wir gingen sofort zum Arzt, um sicher zu gehen, dass das nicht der Anfang einer Entzündung war.

Nach gründlicher Untersuchung meinte der Arzt, es wäre seiner Ansicht nach höchstens eine leichte Grippe, die in ein paar Tagen behoben sei.

Als jedoch das leichte Fieber über eine Woche lang anhielt, beschloss der Arzt, einen Bluttest zu machen, nach dessen Ergebnis unser Sohn völlig gesund sei; - aber das Fieber blieb.

Nach einer weiteren Woche folgte ein zweiter Bluttest, der unseren Sohn auf verschiedenste mit niedrigem Fieber verbundene Krankheiten prüfte. Der Test wies keine besonderen Befunde auf; - aber das Fieber blieb.

Unser Arzt war ratlos, wusste selbst nicht mehr ein noch aus, und verwies uns zu einem Spezialisten für Kinderheilkunde. Dieser Spezialist war ein nicht religiöser Israeli, der lange in Kanada gelebt hatte und den hervorragenden Ruf besaß, jedem Problem auf den Grund zu gehen. Er untersuchte unseren Sohn gründlichst, maß Fieber und erklärte, nun seine eigenen Tests durchführen zu wollen.

Würden ihm die Ergebnisse keine neue Erkenntnis bringen, müsste er unseren Sohn zwecks weiterer Tests ins Krankenhaus einweisen. Das war am Donnerstag Vormittag, an dem unser kleiner Sohn bereits die dritte Blutabnahme über sich ergehen lassen musste.

Als wir die Praxis verließen, waren mein Mann und ich uns einig, dass wir unbedingt die Mesusot überprüfen müssen, obwohl wir das erst vor ein paar Monaten getan hatten. Sobald wir zu Hause ankamen, nahmen wir die Mesusot ab und brachten sie zum Sofer (Schreiber), der sie noch vor Schabbat überprüfen wollte.

Am Freitag Vormittag rief uns der Arzt mit der Nachricht an, dass die Tests normal ausgefallen seien und er nun unseren Sohn am Sonntag im Krankenhaus erwarte. Keine fünf Minuten später klingelte das Telefon wieder und der Sofer fragte uns, ob eines unserer Kinder krank sei, was wir bejahten. Daraufhin erklärte er uns, dass die eine Mesusa vom Zimmer unseres Sohnes zwei Risse hätte, die die Bedeutung der hebräischen Wörter änderte und "krankes Kind" ergäbe. Diese Mesusa müsse dringend ausgetauscht werden.

Der Sofer fragte uns, ob eines unserer Kinder krank seiAm Freitag Nachmittag brachte mein Mann alle Mesusot wieder an, inklusive einer neuen Mesusa für das Zimmer unseres Sohnes. Mein Sohn, der ruhig an meinen Schultern lag während ich ihm eine Geschichte vorlas, sprang plötzlich auf und war munter wie eh und je. Als wir Fieber maßen, was er inzwischen nicht mehr leiden konnte, war die Temperatur das erste Mal nach drei Wochen wieder normal.

Samstag Abend rief ich unseren Arzt an und hinterließ ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass ich dringend mit ihm sprechen müsse. Aus Angst, dass sich die Lage des Kindes verschlechtert hatte, rief er sofort zurück und ich erzählte ihm die Geschichte mit der Mesusa. Er bat uns, noch am selben Abend mit unserem Sohn in seine Praxis zu kommen. Als ihn der Arzt untersuchte und Fieber maß, bestätigte er, dass unser Sohn fieberfrei war.

Der Arzt erzählte, er habe schon viele Geschichten über die Kraft der Mesusa gehört, aber bisher alle für Ammenmärchen gehalten. Das wäre das erste Mal, dass er mit eigenen Augen einen Patienten sah, dessen Genesung von einer Mesusa abhing.

Soll die Mesusa immer ein Schutz für das jüdische Volk sein!


Nachwort (19.1.2009)

Diese Geschichte ereignete sich vor 20 Jahren.

Mit den Jahren ließen wir unsere Mesusot viele Male überprüfen und der Sofer befand sie immer für koscher.

Ein paar Wochen vor Chanukka meinte mein Mann, dass er das Gefühl habe, es sei angebracht, die Mesusot überprüfen zu lassen, da wir das schon lange nicht getan hätten.

Er rief also den Sofer an, machte alle Vorbereitungen und der Sofer prüfte die Mesusot noch am selben Tag.

Nach der Überprüfung rief uns der Sofer an und erklärte, wir hätten zwei unkoschere Mesusot: Die eine vom Schlafzimmer und die andere vom Mamad, dem Bunker.

Wir können G-ttes Wege nicht verstehen. Am Schabbat Chanukka fing der Krieg in Gaza an und wir hörten fünfmal Sirenen, die einen Luftangriff signalisierten. Vier Raketen von Hamas landeten in Netivot, unserer Stadt. Eine nicht weit von uns. Jedes Mal, wenn wir die Sirene hörten, flüchteten wir in den Bunker, d.h. wir suchten Schutz in einem Raum mit unkoscherer Mesusa!

Aber G-tt lenkt alles, - und G-tt sei Dank veranlasste er meinen Mann dazu, die Mesusot überprüfen zu lassen und unseren Bunker wirklich sicher zu machen.