In der dieswöchentlichen Sidra wird ausgeführt, wie Korach, ein Angehöriger des priesterlichen Stammes Levi, gegen Moses als Führer des Volkes und Aaron als Hohepriester rebellierte.

Der Midrasch erzählt uns, dass Korach Moses mit einer Reihe von herausfordernden Fragen gegenübertrat (Midrasch Rabba, Anfang von Korach; Tanchuma ibid.). Eine davon bezog sich auf die Mesusa. Die Tora bestimmt, dass am rechten Türpfosten jedes Hauses eine Mesusa angebracht sein muss, das ist eine kleine Pergamentrolle, auf die die ersten zwei Absätze des "Schma Israel" geschrieben sind. Korach stellte an Moses die Frage: "Bedarf auch ein Haus, welches viele Torarollen enthält, einer Mesusa?" Moses erwiderte, dass die Inneneinrichtung eines Hauses in diesem Zusammenhang ganz belanglos ist; eine Mesusa muss an jedem Türpfosten sein.

Was ist die Logik von Moses’ Antwort? Auf einer Mesusa stehen doch nur zwei Abschnitte aus der Tora; wieso bedarf da ein Haus, in dem sich viele Rollen der ganzen Tora befinden, noch einer Mesusa? Und weiterhin: Ist es nicht gut genug, wenn man eine Mesusa, die in einer wertvollen, ausgeschmückten Kapsel eingehüllt ist, auf dem Regal liegen hat? Was ist der Zweck und die Bedeutung der Vorschrift, dass sie am Türpfosten angenagelt sein muss?

Die Erklärung ist diese: Wenn auch die Bücherschränke und Regale voll mit Torarollen und anderen heiligen Büchern sein mögen, so ist dadurch an sich die religiöse Lebensführung sein Bewohner nicht gewährleistet. Es ist erst die Mesusa an der Tür, die anzeigt, dass man sich dort der Gegenwart G-ttes aktiv bewusst ist. Die Mesusa ist am Pfosten der Tür angebracht, durch die man sein Haus betritt und verlässt (s. auch Maimonides, Ende von Hilchot Mesusa; Jore Dea 285). Symbolisch bedeutet dies, dass der Bewohner G-tt mit sich nimmt, wohin immer er geht. Seine Tora ist nicht auf das Bücherregal beschränkt, und auch nicht allein auf sein Studierzimmer: sie ist nicht eine bloße Theorie des Intellekts. Sie ist vielmehr ein Faktor in seinem Leben zu jeder Zeit, und all sein Tun steht unter dem Einfluss der Erkenntnis "Der Ewige, unser G-tt, ist der einzig Eine" (Deut. 6, 4), wie es in der Mesusa geschrieben steht.

Es wird erzählt, wie sich einmal jemand seinem Lehrer gegenüber mit all der Tora rühmte, die er gelernt und gemeistert hatte. Darauf entgegnete der Lehrer: "Du sprichst nur von der Tora, die du gelernt hast; aber was hat die Tora dich gelehrt? Frage nicht: 'Wie viel Tora-Wissen habe ich erworben? Frage vielmehr: 'Wie weit hat die Tora mich belehrt, gebildet, veredelt?'".