Rabban Schimon ben Gamliel war Vorsitzender des Sanhedrins und ein weiser Mann. Eines Tages beauftragte er Towi, seinen Diener, zum Markt zu gehen und etwas Leckeres zu kaufen.

Towi dachte nach, dann ging er zum Metzger und kaufte eine Zunge, die als Delikatesse galt. Dann kehrte er zu seinem Herrn zurück und zeigte ihm stolz seinen Einkauf.

„Wunderbar!“, sagte Rabbi Schimon.

„Jetzt geh und kaufe etwas, was nicht schmeckt!“

Towi wunderte sich über diesen ungewöhnlichen Auftrag, aber er ging wieder auf den Markt.

„Warum will mein Herr, dass ich etwas Schlechtes kaufe?“, dachte er. „Dafür muss es einen Grund geben. Vielleicht will er seine Schüler etwas lehren.“

Er ging zum Metzger und kaufte noch eine Zunge. Dann kehrte er zu seinem Herrn zurück und zeigte ihm die Ware.

Rabbi Schimon fragte: „Als ich dich beauftragte, etwas Gutes zu kaufen, brachtest du eine Zunge. Und als ich dich noch einmal wegschickte, um etwas Schlechtes zu kaufen, kamst du wieder mit einer Zunge zurück. Ist eine Zunge nun gut oder schlecht?“

Towi erwiderte: „Beides. Wenn sie gut ist, gibt es nichts Besseres. Doch wenn sie schlecht ist, gibt es nichts Schlimmeres.

Wenn wir die Tora studieren oder G-tt loben, gibt es nichts Erhabeneres auf der Welt. Wenn wir freundliche Worte sprechen oder jemandem mit Worten helfen, ist das wunderbar.

Aber wenn wir schlecht über andere reden oder sie mit Worten beleidigen oder verletzen, bewirken wir nur Böses.“

Rabban Gamliel lächelte seinen klugen Diener an. Der Vorfall sprach sich unter den Schülern von Rabban Gamliel herum, und alle dachten noch lange daran, wenn sie ihre Zunge benutzten.