Unseren Weisen zufolge1 wurde das jüdische Volk dank seiner drei Privilegien aus Ägypten erlöst: dem Glauben (an die Erlösung), dem Pessachblut (der Darbringung des Pessachopfers) und der Beschneidung. Diese drei Mizwot sind eng miteinander verbunden.

Der Auszug aus Ägypten war ein unmögliches Unterfangen. Aus dem mächtigsten Imperium zu jenen Tagen konnte selbst die Flucht eines einzelnen Sklaven nicht gelingen, wie unsere Gelehrten feststellten: „Kein Sklave schaffte es jemals aus Ägypten zu fliehen.“2 Auch das jüdische Volk an sich war der Erlösung aus Ägypten nicht würdig. So tief war es in der Unreinheit versunken, dass die Engel vor G-tt klagten: „Jene sind Götzenanbeter (die Ägypter) und jene sind es. Was macht sie der Erlösung würdig?“3

Höchstpersönlich

Weshalb also erlöste G-tt Sein Volk? Hier offenbarte sich die unendliche Liebe G-ttes zu Seinem Volk, wie die Liebe von Vater zu Sohn, die keine Bedingungen hat. Als diese Liebe hervorkam, verlor die Tatsache, dass die Kinder Israels der Erlösung nicht würdig sind, jegliche Bedeutung, sodass G-tt „höchstpersönlich“ (nicht durch Seine Engel oder andere Gesandte) nach Ägypten kam und sie erlöste.

Doch damit G-tt die Kinder Israels erlösen „konnte“, musste ihrerseits der Wille dazu bestehen. Das war der Glaube der Hebräer an die Erlösung, das Vertrauen in G-tt, dass Er sie, wie Er Awraham verheißen hat, aus der Sklaverei befreien und in das gelobte Land führen würde.

Der Glaube steht über dem Verständnis. Es gibt den Glauben, welcher der Unwissenheit entspringt. Doch wahrer Glaube beginnt dort, wo das Verständnis an sich nicht weiter kann. Und wirklicher Glaube kommt dann zum Ausdruck, wenn die Logik Dinge anders sieht. Der Glaube gibt die Kraft auch angesichts des Unbegreiflichen kühlen Kopf zu bewahren und in keine Verwirrung zu geraten.

Keine Zweifel

Der Glaube an die Erlösung bildete zwar den Grundstein für den Auszug aus Ägypten, aber er musste auch in Taten umgesetzt werden. Die praktische Umwandlung dieses Glaubens und Vertrauens war das Pessachopfer und die Beschneidung.

Auch das Pessachopfer forderte von den Kindern Israels jegliche Bedenken über seine Darbringung zu überwinden und einfach nur zu vertrauen. Bekanntlich vergötterten die Ägypter das Lamm; seine Schlachtung galt als Götterlästerung, die streng bestraft wurde. Dennoch erfüllten die Hebräer den g-ttlichen Willen, obwohl die Schlachtung einer ägyptischen Gottheit rational gesehen glatter Selbstmord war.

Derselben Natur entspringt die Beschneidung – ein Gebot, das in seinem Wesen über dem Verstand liegt. Denn welche Bindung, die auf dem menschlichen Verständnis basiert, kann schon zwischen einem unwissenden Säugling und G-tt bestehen? Die Beschneidung verkörpert eben den innersten Bund zwischen dem Juden und G-tt, eine Bindung, die weit über den Grenzen des Verstandes steht.

Glaube und seine Auswirkungen

Diese drei Privilegien unseres Volkes, deren Wesen kein Verstand erfassen kann, formen eine umfassende Ganzheit: Der Glaube (welcher der Seele entspringt) verkörpert die Unerfassbarkeit der jüdischen Seele; die Beschneidung symbolisiert das Einwirken des Glaubens auf den Körper, und das Pessachopfer drückt den Einfluss des Glaubens selbst auf die Umgebung des Menschen aus.

Durch diesen starken Glauben an G-tt und seine praktische Umsetzung wurden unsere Väter aus Ägypten erlöst und auf diese Weise kommen wir zur vollkommenen Erlösung, sofort in unseren Tagen!

(Likutej Sichot, Band 3, Seite 864)