Dem Talmud (Erchin 15b) zufolge hat Laschon Hara (Verleumdung) drei Folgen: Sie schadet der Spiritualität des Verleumders, des Zuhörers und des Verleumdeten.
Es liegt nahe, dass üble Nachrede und Beleidigungen dem Täter schaden und dass die Gefühle abstumpfen, wenn es jemandem Spaß macht, etwas über Fehler anderer zu erfahren. Aber was macht das Opfer falsch, der arme Schmock, der verleumdet wird?
Worte beeinflussen die Realität
Das erste Wort des neuen Wochenabschnitts und sein üblicher Titel ist Emor – „Sprich“.
Ein kleiner Stoß in eine positive oder negative Richtung kann erstaunliche Wirkungen haben. Sprechen bedeutet, Informationen geben, also verbal enthüllen, was bisher verborgen war. Wenn wir unser Wesen offenbaren, indem wir unsere Gedanken aussprechen, so hat dies die gleichen Folgen wie das Gerede über andere Menschen.
Zwei der zehn Eigenschaften eines wahrhaft tugendhaften Menschen sind die Unfähigkeit, Böses in anderen zu sehen, und der feste Wille, andere nur in günstigem Licht darzustellen (Maimonides, Traktat über die Vernunft, Kap. 5).
Die chassidische Philosophie erklärt, dass dies keine Selbsttäuschung ist, keine jüdische Entsprechung des geistig umnachteten Mannes in Voltaires Candide, der glaubt: „Das ist das bestmögliche Ergebnis auf der bestmöglichen Welt“, ungeachtet aller Beweise für das Gegenteil. Nein, wenn wir positiv über andere reden, veranlassen wir sie, positiv zu handeln. Wenn wir unangemessenes Verhalten beobachten und nach einer positiven Begründung dafür suchen, setzen wir das angeborene, wenn auch bisher verborgene Gute im Geist dieses Menschen frei, so dass seine Moral sich weiterentwickeln kann, bis er das Bedürfnis hat, Ihren Erwartungen zu entsprechen.
Das Wesen des Menschen ist ein Chaos widerstreitender, unbewusster Emotionen. Ein Stups in die richtige Richtung, und die schlummernden positiven Fähigkeiten eines Menschen erwachen. Die Folgen können verblüffend sein. Böses Gerede kann die gegenteilige Wirkung haben. Das Objekt des Gesprächs ist während der Verleumdung vielleicht nicht anwesend und hört möglicherweise nie davon; aber die bösen Worte wecken seine niederen Instinkte und haben unweigerlich negative Folgen.
Darum lautet die Moral des Wochenabschnitts Emor: Sprich Gutes über andere; beeinflusse die Welt und andere Menschen mit deinen Worten, damit sie deinem Glauben an sie gerecht werden.
Diskutieren Sie mit