Es gibt eine interessante landwirtschaftliche Mizwa namens Orla: Wenn wir einen Baum pflanzen, dürfen wir in den ersten drei Jahren seine Früchte nicht essen. Danach steht es uns frei, sie zu genießen und G-tt für seinen Segen zu danken.
Eine mystische Deutung dieser Mizwa liefert uns Einblicke in eine der Grundlagen des persönlichen und spirituellen Wachstums.
Selbstbeherrschung und Disziplin erinnern uns daran, dass das Leben mehr ist als der Genuss leckerer FrüchteDie erste Sünde der ersten Menschen war der Wunsch nach sofortiger Befriedigung. Adam und Ewa aßen die verbotene Frucht. Diese Geschichte ist sehr bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Frucht des verbotenen Baumes nicht für immer verboten sein sollte. Adam und Ewa wurden am Freitagnachmittag erschaffen, und G-tt befahl ihnen, in den nächsten drei Stunden, also bis zum Schabbat, die Früchte nicht zu essen. Am Freitagabend hätten sie die Früchte genießen dürfen. Aber sie hatten nicht genug Selbstbeherrschung, um darauf zu warten.
Dass wir drei Jahre lang keine Baumfrüchte essen dürfen, soll uns daran erinnern, dass Adam und Ewa nicht einmal drei Stunden warten konnten, bis sie die Früchte vom Baum des Wissens essen durften.
Die Köstlichkeiten dieser Welt stehen uns zur Verfügung. Aber Selbstbeherrschung und Disziplin erinnern uns daran, dass das Leben mehr ist als der Genuss leckerer Früchte. Wenn wir unseren Begierden Grenzen setzen, können wir uns besser auf das größere Bild konzentrieren. Der Genuss ist nur ein kleiner Teil einer Existenz, zu der auch Bedeutung, Werte und ein höherer Sinn gehören. Gier, mangelnde Selbstbeherrschung, der Wunsch nach sofortiger Befriedigung und Hedonismus sind zerstörerisch und machen das Leben leer und sinnlos.
Die köstlichen Obstbäume sind G-ttes Geschenk an uns. Aber das Gebot, drei Jahre zu warten, ehe wir sie genießen dürfen, ist ein noch größeres Geschenk: das Geschenk der Disziplin und der Selbstbeherrschung.
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