In der Zeit von Paraschat Ki Tawo begehen wir meist den 18. Elul, das ist der Geburtstag von Rabbi Schneur Salman von Liadi, des Begründers des "Chabad"-Chassidismus. Ebenfalls fällt auf dieses Datum der Geburtstag des Baal Schem Tow, der die allgemeine chassidische Bewegung ins Leben gerufen hat. Es ist somit nicht weiter verwunderlich, dass diesem Tag unter Chassidim eine besondere Stellung beigemessen wird. Dabei war die Zahl "achtzehn" noch von besonderer Bedeutung, weil ihr hebräischer Gegenwert "Chai" ("lebendig") ist; und so wird dieser Tag gewöhnlich "Chai Elul" genannt.
Die ethische Persönlichkeit muss sich bemühen, ihr Eigenleben, ihr tägliches Verhalten in völliger Harmonie mit ihren Überzeugungen zu gestalten, so dass dieser Mensch genau nach der Norm von Moral und Ethik lebt, die er sich gesetzt hat. Dieses gilt ganz vorzüglich für den religiösen Juden, da doch die jüdische Religion eine praktische Anleitung für das tägliche Leben ist und das Handeln, das tägliche Tun, als das Endziel allen Wissens und Erkennens betrachtet.
Wenn man das Leben von Rabbi Schneur Salman (der "Alte Rebbe" genannt) studiert, wie er ein Exponent der chassidischen Lehren des Baal Schem Tow war und so "Chabad" formulierte, muss man immer wieder bewundern, wie sein persönliches Leben so sehr mit seiner Philosophie und seinen Lehren in Einklang stand. Er selbst war die lebende Verkörperung all dessen, was er lehrte, und von noch mehr. Er hatte viele Vorzüge, die sich bis aufs Kleinste und Einzelnste erstreckten; denn er war jederzeit darauf bedacht, sich selbst in jeder Hinsicht zu vervollkommnen.
Jede einzelne seiner Taten war genau durchdacht und wurde dann mit peinlicher Gewissenhaftigkeit ausgeführt. Der Grundstein seines ethischen Systems war "Ahawat Jisrael", die Liebe zu allen Juden, so wie diese in der Praxis unmittelbar zum Ausdruck kommen konnte; und er versäumte keine Gelegenheit, dieses Prinzip auf sein eigenes Leben anzuwenden. Einmal wurden ihm 5.000 Goldmünzen gezahlt, eine sehr namhafte Summe, und er übergab diese sogleich einem wohltätigen Fonds für bedürftige Familien.
Als der "Baal Kore", der Toravorleser seiner Gemeinde, beachtete er genauestens die Aussprache und die grammatischen Regeln; ebenso war er der "Baal Tokea", der Schofarbläser zu Rosch Haschana. Als er seinen eigenen "Schulchan Aruch" (Kodex des jüdischen Gesetzessystems) schrieb, überprüfte er persönlich die Maße und Gewichte, wie sie im jüdischen Gesetz definiert sind. Er studierte Algebra, Geometrie und Astronomie, um nicht gezwungen zu sein, sich in seinen für das Talmudstudium notwendigen Berechnungen und in seinen gesetzlichen Entscheidungen auf andere verlassen zu müssen. Da ihm die Bedeutung der Musik zur Förderung der religiösen Andacht wohl bekannt war, komponierte er Melodien und sang sie selbst. Peinlich genau in allen Dingen sah er viele Gebetbücher durch (einer Tradition zufolge nicht weniger als 60 verschiedene Versionen), bevor er sein eigenen Siddur veröffentlichte.
Die Philosophie des "Alten Rebben" spiegelt sich getreu in seiner Lebensgeschichte wieder; sein ganzes Leben war ein leuchtendes Beispiel dessen, was er lehrte.
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