Die dieswöchige Sidra schließt mit der "Paraschat Sachor" ab, in der auf den heimtückischen Angriff Amaleks auf die Israeliten kurz nach deren Auszug aus Ägypten Bezug genommen wird. Dieser Absatz wird im Laufe des jüdischen Jahres noch ein zweites Mal in der Synagoge vorgetragen, und zwar am "Schabbat Sachor" dem Schabbat vor Purim.
Mehreren traditionellen Ansichten zufolge ist diese Vorlesung von "Paraschat Sachor" vor Purim eine direkte Tora-Vorschrift; denn darin enthalten ist das positive Gebot, dessen eingedenk zu bleiben, was Amalek getan hat. Zudem ist hiermit noch ein negatives Gebot verbunden, nämlich: "Vergiss es nicht"; und darauf berufen sich die Ansichten all derjenigen, die auch den Frauen das Anhören dieses Absatzes zur Pflicht machen. Aus alledem kann man sofort entnehmen, wie überaus wichtig diese Mizwa ist: Jeder einzelne ist verpflichtet, sie einzuhalten.
Gewiss, die Einzelperson ist nicht in der Lage, persönlich gegen Amalek zu Kriege zu ziehen und ihn zu vernichten (manche sagen, dies gehe nur Könige an); aber sollte man sogar der Meinung beistimmen, dass jeder einzelne hiermit doch angesprochen ist, bleibt doch die rein physische Ausführung des Gebotes unmöglich, und zwar aus zwei Gründen: Erstens geht es nur an, wenn Israel stark und autonom ist, und zweitens auch dann nur, wenn man genau weiß, wer die Nachkommen von Amalek tatsächlich sind. Wenn der Maschiach gekommen ist, dann allerdings wird es auf jeden Fall möglich sein, diese Mizwa im physischen Sinne auszuführen.
Im geistigen Sinne dagegen muss diese Mizwa von jedem Juden, Mann oder Frau, eingehalten werden – und das heute!
Worin denn bestand, auf dieser geistigen Ebene, Amaleks so schädlicher Einfluss? In den Worten des Verses selbst (Deut. 25, 18): "Er machte dich kühl auf dem Wege", das heißt, er verursachte und bewirkte eine Kühle in der Einstellung zu Tora und Mizwot. Es ist gegen diese Art von kühler Gleichgültigkeit, dass wir jeden Tag zu Felde ziehen müssen. Es genügt nicht, dass man sich gestern begeistert hat; nein, heute muss man erneut gegen diese Gleichgültigkeit ankämpfen.
Jeden Tag, noch bevor man sich seinen Privatangelegenheiten oder Geschäften zuwendet, muss man "sich erwärmen" und gegen Amalek kämpfen; dies muss im (Morgen-)Gebet getan werden. Wärme und Inbrunst beim Gebet haben das Ergebnis und bringen dazu, dass man gegen Amalek vorgehen kann, und dies auch dann, wenn man mit seinen Geschäften oder seiner Arbeit sehr beschäftigt ist.
Darin dann besteht die passende Vorbereitung auf die schließliche physische Vernichtung Amaleks zur messianischen Zeit. Genau aus, diesem Grunde muss man immer wieder öffentlich bekanntmachen, dass dieser Kampf gegen Amalek fortzuführen ist, in jeder Generation und jeden Tag. Allen Männern und Frauen, muss dies regelmäßig klargemacht werden. Deshalb genügt es überhaupt nicht, sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen zu wollen.
Niemand ist berechtigt, sich allein der Tatsache zu rühmen, dass er "einen guten Großvater" gehabt hat, oder dass es einmal eine Zeit gegeben hat, da er selbst "ein guter Jude" gewesen ist. Vielmehr muss man ständig Krieg führen; denn solange man irgendwelche Schwächen zeigt, auch sogenannte "kleine" Schwächen, kann Amalek heimtückisch aus dem Hinterhalt überfallen und diese Schwächen angreifen – bis zu der Zeit, dass G-tt selbst das Andenken von Amalek ausrotten wird, bald in unseren Tagen.
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