Frage?
Es leuchtet mir ein, dass der Mensch G-tt suchen soll. Sollte aber G-tt den Menschen nicht auch suchen?
Antwort!
G-tt steht ganz gewiss mit jedem Einzelnen in Verbindung, und zwar auf dem Wege durch die Neschama, die jedem Menschen innewohnende G-ttliche Seele.
Frage?
Wenn dem so ist, warum hören wir dann nicht, wie G-tt uns ruft?
Antwort!
Ein Vergleich mit Radiosignalen mag dieses verständlich machen. Die Neschama, die ein Teil des G-ttlichen selbst ist, bleibt ihrer Verbindung zu G-tt zu allen Zeiten getreu und ist immer für diese Signale empfänglich. Damit sich der Mensch jedoch dieser Signale bewusst ist und er den G-ttlichen Ruf hört, müssen sie auch vom Körper – und vom Bewusstsein – empfangen werden. Und hier können Schwierigkeiten entstehen: Der Körper, mit seinen physischen Trieben, kann den Empfang stören. Es muss auch der richtige Schalterknopf angedreht sein, die Person muss bereit und gewillt sein, den Ruf von oben zu "hören".
Frage?
Was nützen dann diese "Signale" überhaupt, wenn nur die Neschama sie empfinden kann und sie den Körper nicht erreichen?
Antwort!
Heutzutage ist die Bedeutung des Unterbewusstseins allgemein anerkannt (in unserer Tora und den Kommentaren dazu ist sie Tausende von Jahren lang immer erkannt gewesen). Sogar in den schlimmsten Fällen – wenn G-ttes Ruf nur verzerrt oder vielleicht gar nicht durchdringt – sind die Signale da (denn die Neschama ist ununterbrochen empfangsbereit), sie bleibt dann aber oft im Unterbewusstsein begraben. Aus diesem Unterbewusstsein klopfen Gedanken, Impulse und Reize dauernd an, um in das Bewusstsein einzudringen. Dies ist die Erklärung dafür, dass in einer Person ganz plötzlich der innere Wunsch aufkommen kann, zu G-tt zurückzukehren.
All dies wird ausgiebig in de Lehren des Chassidismus diskutiert, um damit den Ausspruch unserer Weisen zu erklären, der da lautet: "Jeden Tag geht eine Himmlische Stimme hinaus und ruft: 'Kehret zurück zu Mir, Meine umherirrenden Kinder.'"
Frage?
Zugegeben also, dass G-tt uns ständig ruft, wird dadurch unser Suchen nach Ihm nicht weniger wichtig?
Antwort!
Ganz gewiss nicht! Wenn auch G-tt fortwährend den Menschen sucht und zu ihm ruft, wird doch dadurch die Notwendigkeit, dass auch der Mensch G-tt sucht, nicht beeinträchtigt, wie die Tora sagt: "Und ihr sollt G-tt suchen" (Deut. 4, 29); denn wenn der Mensch nicht reagiert und seinerseits Anstrengungen macht, bleiben die Signale unwirksam. Das dem Menschen gegebene Mittel, um die G-ttIichen Signale zu erhalten und auf sie zu reagieren, ist die Beobachtung der Tora und ihrer Mizwot, indem er sie zum Bestandteil seines täglichen Lebens macht.
(Die Antworten basieren auf einem Brief des Lubawitscher Rebben)
Diskutieren Sie mit