1. Den Vers "und es ließ sich Jaakow nieder im Land der Wohnungen seines Vaters, im Land Kna'an" deutet der Meseritscher Maggid wie folgt: "und es ließ sich Jaakow nieder" - Jaakow stieg herunter - "im Land" - ins Irdische. Wozu tat er dies? Um die Funken der Heiligkeit aufzusammeln ("Megurim" bedeutet sowohl Wohnungen als auch Ansammlungen), die sich in den materiellen Dingen befinden und sie zu seinem "Vater" im Himmel emporzuheben.
Obwohl dieses Wohnen und Verweilen im Land tatsächlich ein Abstieg ist, so ist dies doch nur zeitweilig. Und gerade durch diesen Abstieg erreicht man Verbesserung und Aufstieg.
Darum steht dort auch "das Land Kna'an" - Kna'an im Sinne von Handel und Geschäft - wie auch steht "und kein Kna'ani wird noch im Haus G"ttes weilen" (Secharia 14:25). Wie beim Handel, so muss man auch hier zuerst Geld einsetzen, um damit später einen Gewinn zu erzielen, wie geschrieben steht "es gibt jene, die verstreuen und mehr bekommen" (Sprüche 11:26).
2. Die Anweisung davon ist:
Ein Jude sollte nicht nach besonders großen Aufgaben streben. Seine Aufgabe ist es g"ttliche Funken in alltäglichen Dingen zu sammeln und emporzuheben - zuliebe seines "Vaters", G"tt im Himmel. Deshalb wird Israel mit der Biene verglichen (Dwarim Rabba 1:6, Likutei Tora Re'eh). Es ist das Wesen der Biene, dass sie alles, was sie sammelt nicht sich selber, sondern ihrem Herren aneignet. So ist auch Israels Tun zugunsten des Vaters im Himmel, nicht um einer Belohnung willen, sei sie materiell oder spirituell (Tora Or 11:2, 18:2).
Um für sich selber sicherzustellen, dass die Arbeit ohne Ablenkungen bleibt. sollte man sich auf einfache Aufgaben konzentrieren. Wenn man sich mit hohen Dingen des Wissens und des Verstandes beschäftigt, kann es leicht zu Ablenkungen kommen. Wenn man sich auf einfache Aufgaben konzentriert, kann man leichter sicherstellen, dass die Arbeit rein und frei von Ablenkungen bleibt.
So sagte auch der Rebbe, seine Heiligkeit mein Lehrer und Schwiegervater, dass sich die Einfachheit der einfachen Leute sich mit der Einfachheit des Wesenskerns verbindet (Sefer ha Maamarim 5609, S.205). Wieder ist es das Einfache der Arbeit an einfachen Aufgaben, die sich mit dem Einfachen des Wesenskerns verbindet.
Dies ist die Wirkung der Selbstaufgabe, die dazu führt, dass die Juden als Armeen G"ttes bezeichnet werden (Schmot 12:51, Diskurse "Baati le Gani" 5619, Kap. 10 und weiter), denn es ist die Selbstlosigkeit und Hingabe, die einen Soldaten auszeichnet.
Und dies ist die einfache Deutung des Verses "und es ließ sich Jaakow nieder im Land der Wohnungen seines Vaters": um wirklich zum Vater zu kommen, um also zu erreichen, dass unsere ganze Arbeit nur unserem Vater im Himmel zuliebe stattfindet, ist es notwendig dass wir uns im "Land der Sammlungen" aufhalten. Bei der einfachen Arbeit, ohne wenn und aber, verschwinden alle Ablenkungen und wir können uns ganz mit unserem Vater verbinden.
Dies ist die Anweisung unseres Vaters Jaakow: Jaakow hat sich mit der Arbeit der Birurim – des Sammelns der Funken - beschäftigt. Er ging nach Charan und arbeitete, ja schuftete, mit Lawans Vieh, wie es steht "am Tag fraß mich der Kampf und Nachts das Eis, der Schlaf blieb meinen Augen fern" (Bereschit 31:50. Und dies bedeutet nur schwere Arbeit, sondern auch Kummer und Qual für den Körper.
Aus dem Obigen leitet der Alte Rebbe ab, dass der Mensch nicht seinen eigenen Körper schlagen und peinigen darf (Schulchan Aruch ha Raw, Hilchot Niskei Guf §4) da er G"ttes Eigentum ist. Wenn es jedoch "aus Notwendigkeit" (d.h. zum Geldverdienst und auf spiritueller Ebene für die Arbeit der Birurim) geschieht, so darf man dies jedoch tun.
Natürlich hätte Jaakow nachfragen können, warum er nach Charan gehen müsse. Auch wenn er und Esaw nicht zusammen sein können - man hätte doch auch Esaw aus Beer Schewa nach Charan wegschicken können, Jaakow wäre dann im Lehrhaus von Schem und Ewer geblieben.
Aber Jaakow suchte keine Ausflüchte sondern ging um seine Arbeit der Birurim zu verrichten - mit vollkommener Selbstaufgabe. Doch nicht nur das, Jaakow tat seinen Dienst voller Lust und Freude, wie es steht "und Jaakow hob seine Beine" (Bereschit 29, siehe dort Bereschit Rabba).
Und dadurch, nicht nur dass dieser Dienst für ihn keinen Abstieg bedeutete, sondern gerade deshalb blieb sein Lager unversehrt, mit allem, was er von dort mitnahm.
Und dies bedeuetet "im Lande Kna'an", im Sinne des Handelns: Jaakow erwarb dort seinen Verdienst, da er alle g"ttlichen Funken von Lawan und Esaw einsammelte, soweit bis er die umgebende Kraft in diese Welt brachte und Esaw selbst beeinflusste, dass selbst er ihn mit ganzem Herzen küsste (Bereschit 33:1, Bereschit Rabba 78:9).
Kna'an bedeutet darüber hinaus auch Handel im materiellen Sinn. Jaakow wurde dort wohlhabend, ja reich, reicher als je zuvor.
3. Dies ist die Anweisung für jeden Juden. Dadurch, dass wir im Lande der Sammlungen unseres Vaters weilen, dadurch dass wir hier unsere Kräfte einsetzen, wird dies das Land des Handels und des Handelns. Hier verdienen wir - gerade durch den Abstieg und die Verstreuung - unseren Lebensunterhalt - im geistigen, wie auch im materiellen Sinn.
Diese Stufe findet ihren Abschluss im "und ich werde kommen zu meinen Herren, nach Se'ir" (Bereschit 33:14 und dort Raschi). Denn die Sammlung der Funken in völliger Selbstaufgabe hat die Kraft, die innersten Schichten unserer Seele zu ergreifen und zum Kommen des inneren Moschiach zu führen (Iggeret ha Kodesch 4), der auch die Vorbereitung zum Kommen des allgemeinen Moschiach ist zum "und es stiegen auf die Erlöser auf dem Berg Zion um zu richten den Berg Esaw" (Owadja 21).
Kunst von Sefira Lightstone.
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