Pharao befahl den jüdischen Hebammen, jedes männliche Kind gleich bei der Geburt umzubringen, die weiblichen jedoch am leben zu lassen. Es ging ihm dabei darum, den Erlöser des jüdischen Volkes, der nach der Aussage seiner Astrologen männlich war, zu vernichten. Wie wir wissen, befolgten die Hebammen diesen Befehl nicht, wofür sie von G-tt belohnt wurden. Der Erlöser des Volkes wurde von einer dieser Hebammen (Jochewed) geboren.
Einen ähnlichen Befehl erteilte Pharao auch dem ägyptischen Volk: Jedes männliche Kind sollt ihr in den Fluss werfen, alle Töchter aber sollt ihr beleben.
Auffallend ist, dass Pharao den jüdischen Hebammen nur den passiven Befehl gab, die weiblichen Kinder leben zu lassen, während er den Ägyptern einen aktiven Befehl gab, die Kinder zu beleben.
Pharao wollte die männlichen Kinder umbringen und die weiblichen nach der ägyptischen Kultur erziehen lassen, so dass der Charakter des Volkes völlig verschwinden würde. Den jüdischen Hebammen konnte er nur den Befehl geben, die männlichen Kinder zu töten. Seinen eigenen Leuten jedoch, wurde der Befehl gegeben, die weiblichen zu beleben; sie mit der landesüblichen Kultur zu prägen.
Das Exil in Ägypten und die Erzählung der Tora darüber sollen uns lehren, was die Essenz aller Exile ausmacht: In jedem Exil besteht die doppelte Gefahr der Vernichtung des jüdischen Menschen und der Vernichtung der jüdischen Kultur durch die Assimilation. In diesem Sinne kann auch der Erlass Pharaos, die männlichen Kinder in den Nil zu werfen, interpretiert werden: Der Nil war für die Ägypter ein G-tt, da ihr Leben von Wasser des Nils abhängig war. In Ägyptern regnet es nicht und so war der Nil die einzige Wasserquelle fürs Land. Der Befehl Pharaos, die Kinder in den Nil zu werfen, kann auch als eine Weisung verstanden werden, die Kinder mit der Religion des Materialismus vertraut zu machen. Aus dem materiellen Lebensunterhalt eine Religion und den Zweck des Daseins zu machen, ist die Kultur von Mizrajim. Diese Gefahr besteht in jedem Exil und vor ihr warnt uns die Tora durch die Erzählung über Galut Mizrajim.
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