Brauchen wir Sicherheit und Trost, um Erfolg im Leben zu haben? Erreichen wir mehr, wenn wir entspannt sind und uns wohl fühlen, oder wenn wir herausgefordert und provoziert werden?
„Und Jaakow verließ Beerschewa und ging nach Charan“ (Genesis 28:10). Beerschewa symbolisiert Ruhe und Frieden. Charan steht für Gewalt und Unsterblichkeit – es war das Zentrum des Aufruhrs, die Heimat Lawans, der ein Schwindler und Schafsdieb war. Und doch wurden die zwölf Stämme Israels dort gegründet, denn in Charan lebte Jaakows Familie.
Awraham hatte einen wundervollen Sohn namens Jizchak, aber er zeugte auch Ischmael. Jizchaks Sohn war der fromme Jaakow, aber auch der grobe Eisaw. Nur Jaakow wird „auserwählt unter den Vorvätern“ genannt, weil seine Kinder alle rechtschaffen waren. „Seine Söhne waren vollkommen.“
Der Lubawitscher Rebbe fragte: Wäre Beerschewa nicht ein besserer Ort für Jaakow gewesen, um seine Kinder aufzuziehen? Wäre es nicht der ideale Geburtsort für das jüdische Volk gewesen? Warum ausgerechnet Charan?
Der Rebbe erklärt: Die Olive liefert das beste Öl, wenn man sie zu Pulver verarbeitet. Um Gold zu gewinnen, brauchen wir einen Schmelzofen, in dem die große Hitze das Edelmetall von Unreinheiten befreit. Jaakow hatte kein leichtes Leben, aber es machte ihn und seine Kinder zu besseren Menschen.
Vor vielen Jahren traf ich einen jungen Mann, der eben aus der südafrikanischen Armee entlassen worden war. Ich begrüßte ihn mit der Plattitüde: „Na, Joe, hat die Armee einen Mann aus dir gemacht?“ Er sagte: „Nein, Rabbi, sie machte einen Juden aus mir.“ Offenbar hatte er beim Militär eine ganze Menge Antisemitismus erlebt, und das hatte ihn in seinem Entschluss bestärkt, jüdisch zu leben. Heute ist er der stolze Vater und Großvater einer großartigen, engagierten jüdischen Familie.
Das Leben ist nicht immer einfach. Aber der große, ewige Plan des Schöpfers sieht wohl vor, dass wir Schwierigkeiten bewältigen müssen. Das macht uns besser, stärker, klüger und produktiver. Leid hat immer einen Sinn. Mit Recht sagen unsere Psychotherapeuten (so mitleidig, dass ich sie dafür ohrfeigen könnte): Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Wie die Olive liefern wir unter Druck unser Bestes. (Aus eigener Erfahrung – mein Redakteur wird es bestätigen – weiß ich, dass ich einen Termin brauche, um mit meinen Artikeln fertig zu werden.)
Einer der Gründe, warum wir am Pessach ein hart gekochtes Ei auf den Seder-Teller legen, lautet: Es erinnert uns an das Opfer im Heiligen Tempel. Doch in Wahrheit wäre dafür jede gekochte Speise geeignet. Warum also ein Ei?
Eine meiner Lieblingsantworten ist: Juden sind wie Eier – je länger man uns kocht, desto härter werden wir. Wir wurden Jahrhunderte lang bestraft und verfolgt, aber das hat uns nur stärker gemacht und uns Mut, Glauben und Hoffnung gegeben. An jedem Punkt unserer Geschichte haben uns die Zorres der Zeit stärker, zäher und entschlossener gemacht.
Jaakow erzog seine Kinder unter ungünstigen Bedingungen. Mit G-ttes Hilfe sollten wir ihm nacheifern. Einerlei, wo und unter welchen Umständen wir leben, wir müssen unsere Herausforderungen bewältigen, Erfolg haben und unsere Kinder zu glücklichen, gesunden Juden erziehen, damit sie die Zukunft der Stämme Israels gestalten.
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