In unserer Parascha erzählt die Tora zum ersten Mal über eine Hochzeit. Es wird erzählt, wie Jakob die zwei Schwestern Lea und Rachel heiratete. Das Heiraten bedeutet immer ein Übergang von einer geschützten, sicheren Welt, die Welt des Elternhauses, in die grosse Welt mit all ihren Gefahren. Im Fall von Jakob war dies ganz bestimmt der Fall, war er doch im Hause seines reichen Vaters Jizchak aufgewachsen und hatte bisher nur ruhig studiert.

Die Erzählung der Tora über den Weg, den Jakob von seinem Elternhaus in Beer Scheba nach Charan zu seinen Schwiegereltern zurücklegte, ist daher sehr aufschlussreich. Sie zeigt uns, wie ein Mensch in die grosse Welt hinausgehen kann, ohne Gefahr zu laufen, seinen eigenen jüdischen Weg zu verlieren.

Wir werden uns hier nur mit zwei Details beschäftigen, die uns auffallen, wenn wir diesen Tora-Abschnitt studieren.

Gleich nachdem Jakob sein Elternhaus verlassen hatte kam er an einen sehr heiligen Ort: Den Ort, der dazu bestimmt war, einmal den Tempel auf sich zu tragen. Und Jakob betete. Er betete lange und inbrünstig und bat G-tt, ihn vor allen Gefahren zu schützen und ihn gesund und erfolgreich in sein Elternhaus zurückzubringen. Er versprach auch, von allem das G-tt ihm geben würde, einen Zehntel für g-ttliche Zwecke zu verwenden.

Jakob verließ sein Elternhaus nicht mit der Absicht, es nie wieder zu sehen und in der grossen Welt Reichtum und Ruhm zu erlangen. Er wusste und verstand, dass es der Zweck dieser Reise war, in dieser materiellen Welt eine geistige Oase zu schaffen, ein Heim und eine Familie zu gründen, die an sein Elternhaus anknüpfte und ihn mit ihm verband.

Als es Nacht wurde und er sich hinlegen wollte, umrahmte er seinen Kopf mit großen Steinen, die ihn vor wilden Tieren schützen sollten. Doch was verwunderlich erscheint, ist die Tatsache, dass er nicht auch den Rest seines Körpers vor den Tieren schützte.

Wir wollen dies symbolisch erklären: Jakob wusste, dass nun für ihn die Zeit gekommen war, sich mit materiellen Dingen zu beschäftigen und seinen eigenen Unterhalt zu verdienen. Doch seinen Kopf wollte er vom Einfluss dieser Welt schützen. Er würde sich mit allen körperlichen Arbeiten beschäftigen und seinen Körper sogar strapazieren. Doch seine Geistigkeit und Heiligkeit würde er der Arbeit nicht opfern. Die Arbeit würde nicht das eigentliche Ziel seines Lebens werden, sondern immer das Mittel zum Ziel bleiben.

Mit solchen Idealen ausgerüstet, gelang es Jakob, in einem fremden, götzendienerischen Land eine Familie mit zwölf Söhnen und einer Tochter zu gründen, von denen alle ohne Ausnahme seinen Weg gingen und seine Traditionen fortführten.