Wer erinnert sich nicht an dieses furchterregende Gefühl, dass jeder empfindet, wenn er sein Kind am ersten Tag in die Schule begleitet? Ein Gefühl von Verlust und Panik, weil man sein Wertvollstes der Verantwortung relativ fremder Personen übergibt? Wer weiss, was für Demütigungen das Kind erleben wird, auf welche Schwierigkeiten es stossen wird, während den nächsten zwölf Jahre! Wäre es nicht sinnvoller, die Schulgebühren zurückzuverlangen und das Kind zu Hause in Sicherheit zu behalten?
Niemand macht so etwas. Weil wir uns bewusst sind, dass die Vorteile der Schuljahre die Nachteile bei weitem überwiegen.
Wir können nur hoffen, dass die Wärme und Sicherheit, die das Kind bisher genossen hat, es bei gelegentlichen, unvermeidlichen Schwierigkeiten in der Zukunft eine Stütze bleiben.
Die Tora erzählt die Geschichte von Jakobs 20 Jahre dauernder Reise von Israel nach Charan und zurück. Jakob verlässt gezwungenermaßen die Bequemlichkeit der Heimat und reist in die große weite Welt hinaus. Er macht am Weg ein Pause, um am Ort des künftigen Tempels zu beten. An diesem Ort übernachtet er auch und träumt einen faszinierenden Traum: an einer Leiter, die am Boden steht und bis in den Himmel reicht, steigen G-ttes Engel auf und ab (Genesis 28:12).
Unsere Weisen erklären, dass die heraufgehenden Engel die „Engel des Landes Israel“ seien, die Jakob bei seiner Lebensreise bisher begleitet haben. Jetzt, wo er sich vorbereitet hat, das Heilige Land zu verlassen und sich mit dem Fremden jenseits der Grenzen auseinanderzusetzen, kommt eine zweite Gruppe Engel die Leiter herunter, Engel die vom Himmel gesandt wurden, um ihn an seinen Reisen zu begleiten.
Diese "Wachablösung" wurde dadurch veranlasst, dass die zwei Gruppen zwei verschiedenen Zwecken dienten. Die örtliche Engeltruppe, die stark an die ganze Geschichte und Spiritualität des Heiligen Landes erinnerte, haben Jakob sehr stark in seinen jüngeren Jahren inspiriert. Jedoch in dem Moment, indem er der Wildnis entgegentritt, änderte sich seine Mission.
In unserer eigenen Reise durchs Leben, kennen wir auch ein ständiges Wechselspiel zwischen der Vergangenheit getreu zu bleiben und neuen Erfahrungen offen entgegenzukommen.
Während unserer Reisen haben mein Freund und ich öfters die homogenen Reisegruppen in ihren klimatisierten Autobussen bewundert. Sie wohnen in "amerikanischen" Hotels und bestehen darauf in den gleichen Fastfood-Restaurants zu essen, die sie von ihrer Heimat kennen. Es stellt sich nur die Frage, warum sie sich die Mühe machen, zu reisen. Schließlich könnten sie genau die gleiche "Erfahrung" ebenso zu Hause geniessen, indem sie im Fernseher ein Reisebericht sehen würden.
Ein echter Weltbürger mischt sich unter das Volk, kommt mit Einheimischen zusammen, lernt und profitiert von jeder neuer Begegnung. Es ist jedoch gleichermassen wichtig sicherzustellen, dass das eigene wesentliche Selbst, die eigene Identität nicht negative durch den Zynismus des Fremden beeinflusst wird.
Daher gab es zwei Gruppen von Engeln mit diversen Rollen, die Jakob bei den verschiedenen Phasen seiner Reise begleiteten. Die "Engel des Heiligen Landes" spielten die Rolle des moralischen Beschützers, der das Kind in seinen Entwicklungsjahren erzieht. Die andere Gruppe, die Jakob in der Welt begleitete, umgab und beschützte ihn bei seinen neuen Erfahrungen und Einflüssen, und sah, wie er sich - dank der Herausforderungen seiner Reise - in einen selbstbewussten Patriarchen Israels entwickelte.
Diskutieren Sie mit