Dinge, Dinge, Dinge ... Wir brauchen die richtige Kleidung für jede Gelegenheit. Unsere Kinder brauchen hundert Spielsachen. Plunder liegt in jedem Winkel unseres Hauses. Wozu?
Natürlich gibt es Dinge, die wir wirklich brauchen, aber vieles kaufen wir nur, weil es verlockend ist, der Unterhaltung dient oder unsere Gefühle anspricht. Das ist menschlich. Doch manchmal versuchen wir, mit Dingen eine Leere zu füllen.
Im Wochenabschnitt Bamidbar (“in der Wüste”) befiehlt G-tt dem Mosche, die Häupter der zwölf Stämme zu versammeln und sie auf die Wanderung nach Kanaan vorzubereiten. Wir müssen uns in die damalige Zeit versetzen, um zu verstehen, was das bedeutete. Das Volk mußte eine unbestimmte Zeit wandern, und zwar in einer Wildnis ohne urbares Land und ohne einladende Ansiedlung. Es gab keinen Reisebus, der die Juden jede Nacht zurück ins Hotel brachte! Zelte und der Glaube waren alles, worauf sie sich stützten.
Gewiß, ihr Glaube wurde belohnt mit Wasser aus Felsen und Manna vom Himmel. Obwohl sie in der Wüste waren, überlebten die Kinder Israel jahrzehntelang. Sie empfingen die Tora und erreichten schließlich das Gelobte Land. Aber das wußten sie nicht, als sie die Reise begannen. Die Wüste war ein Ort der spirituellen Reinigung für die Generation von Mosche. Diesen Sinn hat sie heute noch für uns. Wir brauchen einen metaphorisch offenen, leeren Raum, um frei zu werden – nicht frei von allem materiellen Besitz, aber frei von unserer Abhängigkeit davon. Dann erst erfahren wir, wer wir sind.
Es ist eine Ironie, daß die Leere, die zunächst entsteht, wenn wir die Sucht nach Dingen überwinden, sich bald mit etwas füllt, was uns viel zufriedener macht: Wir werden, was wir tun, und wir erkennen, daß wir immer waren, was wir getan haben. So wie die Juden die Wüste in biblischen Zeiten in ein “besiedeltes Land” verwandelten, so wie die Pioniere unseres Zeitalters mit einem Glas Wasser jedes Jahr einen Baum erblühen lassen, können wir unsere innere Wüste fruchtbar machen – mit dem, was G–tt uns in der Tora schenkt.
Das geschieht nicht plötzlich. Es ist ein Prozeß. Wir können das Joch unserer irdischen Bedürfnisse und Wünsche auch nicht vollständig abschütteln. Aber wenn wir der Tora folgen, füllt die spirituelle Wüste in unserem Inneren sich mit Wasser, Manna und Blüten.
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