Die Parascha Behaalotcha erzählt, wie sich das jüdische Volk bei Mosche beschwerte, weil sie nur Manna zum Essen bekamen. Um zu betonen, wie undankbar dies war, beschreibt die Tora nebenbei nochmals, wie wunderbar das Manna eigentlich wirklich war.

Der Talmud (Joma 75,1) beschreibt und erzählt, dass nicht alle Juden gleichermassen vom Manna profitierten. Es gab die Zaddikim (Gerechten), denen das Manna vor die Haustüre fiel und sie brauchten es nur aufzulesen. Dann gab es mittelmässige Menschen, welche das Lager verlassen mussten, um das Manna zu finden und es gab Reschaim (schlechte Menschen), die sogar noch weiter gehen mussten, um es zu finden. Im Manna selbst gab es auch Unterschiede: Für die Zaddikim war das Manna schon zum Essen parat, die Mittelmässigen mussten es zuerst backen und die schlechten Menschen mussten sogar beim Mahlen anfangen ...

Das Manna wird in der Tora als „Brot vom Himmel“ bezeichnet und es gibt eine Meinung, wonach man anstatt dem heute üblichen Segensspruch auf Brot „Hamotzi Lechem min Haarez – der Brot aus der Erde hervorbringt“ auf das Manna den Segensspruch „Hamozi Lechem min Haschamajim – der Brot vom Himmel hervorbringt“ zu sprechen pflegte.

Als Brot vom Himmel hatte es auch himmlische Eigenschaften:

  1. Manna konnte in ihm genau den Geschmack spüren, welchen man sich gerade wünschte.
  2. Der Talmud sagt: „Die Tora konnte nur ganz richtig von denen begriffen werden, welche Manna assen.“

Die einfache Erklärung für diese Aussage des Talmuds ist, dass nur jemand welcher absolut keine Sorgen hat, wie die Menschen in der Wüste, denen das Essen geradezu sprichwörtlich vom Himmel herab geregnet kam, sich völlig und ganz dem Torastudium und somit auch dem Verständnis der Tora widmen kann. Doch außerdem scheint das himmlische Brot auch eine besondere verfeinernde Wirkung auf die Menschen gehabt zu haben, so dass diese den tiefen Ideen der Tora auch mehr empfänglich wurden.

Raw Saadja Gaon (ca. 10 Jh.) sagte, dass eine Gemeinde in einem Zweifelsfall, welche Parascha an diesem Schabbat gelesen werden sollte, den Abschnitt über das Manna lesen soll. Es gibt andere Abschnitte aus der Tora, welche direkt über Schabbat sprechen und sogar nach unserer Überlieferung am Schabbat gesagt wurden. Dennoch soll gerade dieser Abschnitt gelesen werden, da die Idee vom Manna und die Idee von Schabbat einander sehr ähnlich sind. Denn genau wie das Manna ist nämlich der Schabbat ein Tag, der uns sozusagen vom Himmel gegeben wird und es uns ermöglicht, einen Anteil am Himmlischen zu haben, indem wir die guten Schabbatspeisen geniessen.

Nicht immer veränderte und verändern das Manna oder die Schabbat Speisen den Menschen, welcher sie geniesst und so am Himmlischen teilhat. Wir sehen, dass sogar das Manna, welches ganz offensichtlich ein himmlisches Wunder war, es nicht verunmöglichte, dass auch Reschaim – schlechte Menschen im Volke waren.

Doch auf alle hatte das Manna einen positiven Einfluss und genauso sagt der Talmud, dass selbst ein Unwissender am Schabbat keine Lügen hervorbringen könne.