Von Lech Lecha können wir eine Menge lernen. Der Abschnitt beginnt mit G-ttes Befehl an Awram (er war nicht noch Awraham), sein Land zu verlassen und an einen anderen Ort zu ziehen, „den ich dir zeigen werde“. Einen Namen nannte G–tt nicht.

Awram macht sich mit Sarai, seiner Frau, und Lot, seinem Schwager, auf den Weg. Awram und Lot besaßen viel Gold und Silber, Vieh und Zelte. Sie gehörten also mindestens zur gehobenen Mittelklasse. Trotzdem zogen sie wie Nomaden umher, und das ohne Karten oder ein Navigationssystem und ohne ihr Ziel zu kennen.

Schließlich begegnen sie einem Pharao, der Gefallen an Sarai findet. Aber dieser Pharao besitzt Moral, und als er erfährt, dass sie verheiratet ist, schickt er die Gruppe fort.

Nun fangen die Hirten von Lot und Awram zu streiten an, weil das Weideland nicht für alle Tiere reicht. Doch Awram bietet Lot an, sein Territorium selbst wählen zu dürfen: „Liegt nicht das ganze Land vor dir? ... Wenn du das Land zu deiner Linken haben willst, nehme ich das zu deiner Rechten, und wenn du das Land zu deiner Rechten haben willst, nehme ich das zu deiner Linken.“

Dann gibt es noch eine Stelle, die spätere Literaturkritiker als Vision bezeichnen: „Lot hob den Blick und sah alle Ebenen des Jordans, die überall gut bewässert waren, „ehe der H-rr Sodom und Gomorra zerstörte.“ Das weiß Lot natürlich noch nicht. Doch die Tora kündigt weitere schlimme Ereignisse an.

Und so geht es weiter. Es folgen Streitereien mit den Königen von Sodom und Gomorra, die Geburt Ischmaels, die neuen Namen für Awraham und Sara und schließlich die Ankündigung der Geburt Jizchaks.

Gute, schlechte und gemischte Nachrichten, Omina und Segen. War die Zeit gut, oder war sie schlecht? Awraham hätte an jedem Punkt seines Lebens Bilanz ziehen und pessimistisch oder optimistisch sein können. Aber darauf gibt es keine Hinweise. Unser aller Patriarch kümmert sich offenbar nicht um die Bedeutung eines Augenblicks. Er klagt nie und prahlt nie, sondern er geht seinen Geschäften nach und vertraut stets darauf, dass sein G–tt ihn angemessen behandelt. Und genau das ist unsere heutige Lektion.