Angenommen, jemand folgt Ihnen mit einer Videokamera – wen sieht er? Was für ein Mensch sind Sie am Arbeitsplatz? Was sind Sie während eines Gesprächs mit Ihrem Ehegatten oder mit Ihren Kindern? Sind Sie ein anderer Mensch, wenn Sie mit alten Schulfreunden reden? Wen sehen Sie jeden Morgen im Spiegel?
Wir sind in jeder Situation eine andere “Person” (das lateinische Wort persona bedeutet “Maske”). Das ist kein Täuschungsmanöver, sondern eine normale Reaktion auf die Umstände. Ihr “berufliches Gesicht” wird am Arbeitsplatz respektiert. Ihre liebevolle und mitfühlende Seite wird zu Hause gebraucht. Und Ihre alten Freunde amüsieren sich über ihre heiteren, ausgelassenen Züge.
Aber die Frage bleibt: Wer sind Sie wirklich? Keiner dieser Aspekte beschreibt Sie vollständig, und selbst ihre Summe sagt nicht unbedingt, wer Sie sind. Darum müssen Sie Lech Lecha, “hinausgehen”.
So heißt der Wochenabschnitt Lech Lecha. Er beginnt mit G-ttes Befehl an Abraham: “Gehe hinaus aus deinem Land, aus deiner Heimat und aus deines Vaters Haus.” Der Patriarch muss also seine friedliche Umwelt verlassen und “in das Land gehen, das ich dir zeigen werde”. Dort kommt er zu Wohlstand. Aber warum musste er alles Vertraute hinter sich lassen?
Lech Lecha ist eine Metapher: Wir geben unser bequemes Leben auf und gehen hinein in die Herausforderungen der Welt – denn Schwierigkeiten stärken den Charakter. Natürlich würden wir lieber auf Probleme verzichten; aber wenn wir sie gelöst haben, freuen wir uns über die Kraft, die wir gewonnen haben.
G-tt will nicht, dass Sie ein Leben lang von den Talenten zehren, die er Ihnen gegeben hat. Er will, dass Sie lernen, besser werden, Ihre spirituellen Gaben nutzen und neue Stärken in Ihrer Seele entdecken.
Also gehen Sie hinaus. Stellen Sie sich dem Alltag. Lernen Sie, wer Sie sind und wer Sie werden können. Wenn Sie Hindernisse überwinden, stärken Sie das G–ttliche in Ihnen, und Sie geben einen Teil ihrer g-ttlichen Seele an Ihre Mitmenschen weiter.
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