"Und Pharao sagte zu Josef: 'In meinem Traum stand ich am Flussufer. Und es kamen sieben Kühe aus dem Fluss ...'" - Genesis 41:17-18.
Der Tora-Abschnitt dieser Woche beginnt mit Pharaos Träumen: Zuerst fressen sieben fette Kühe sieben dürre Kühe auf, danach verschlingen sieben ausgetrocknete Getreidehalme sieben gesunde. Josef wurde zur Interpretation dieser zwei Träume des Pharao aus dem Gefängnis gelassen. Er hatte jedoch selbst zwei Träume, - beschrieben am Anfang des letzten Tora-Abschnittes. Im ersten Traum bündeln Josef und seine Brüder Getreidehalme auf dem Feld, und im zweiten sieht Josef, wie sich Sonne, Mond und Sterne vor ihm verbeugen. Beim Vergleich von Josefs und Pharaos Träumen, erkennen wir den Unterschied zwischen Heiligkeit und Negativität.
Beim Vergleich von Josefs und Pharaos Träumen, erkennen wir den Unterschied zwischen Heiligkeit und NegativitätJosefs Träume beginnen mit harter Arbeit an: "Wir haben Garben im Feld zusammengebunden." (Genesis 37:7). In Pharaos Träumen gibt es keine Arbeit. In seinen Träumen entsteigen die Fülle und Nahrung repräsentierenden Kühe und Halme wie von selbst dem Nil. Der beiden Träumen zugrunde liegende Unterschied besteht darin, dass jeder von Heiligkeit stammende Zuwachs, mit Arbeit beginnen muss, während von der Negativität kommende Unterstützungen ohne Einsatz erlangt werden. Das von G-tt gegebene wirklich Gute muss erarbeitet werden, damit es ganz und gar gut ist. Wenn G-tt uns "Brot der Schande" (kabbalistischer Ausdruck für unverdiente Fülle) geben wollte, dann wäre das von Ihm gegebene Gute unvollständig, da wir unsere Würde verlieren würden.
Die Seite der Unheiligkeit kümmert sich jedoch nicht darum, ob es uns gut geht, - weshalb sie viele schnelle und einfache Annehmlichkeiten besitzt. Diese Degradierung potenziert sich später in bitterer Enttäuschung, weil die Seite der Unheiligkeit hohl und flüchtig ist.
Es gibt ein altes Sprichwort: "Woran erkennen wir den Unterschied zwischen einem Unkraut und einer Blume? Wuchs die Pflanze nach dem Herausziehen von selbst wieder, dann war es Unkraut. Kam sie nicht wieder, war sie eine Blume". Was ohne Arbeit entsteht, kann schnell außer Kontrolle geraten und das Leben desjenigen, der es hat wachsen lassen, bedrohen. Die Früchte richtiger Arbeit sind allerdings langfristig und angenehm.
Alkoholiker und Alkoholabhängige wissen, wie schnell uns einfache Errungenschaften verfolgen. Das bezieht sich nicht nur aufs Trinken, sondern auch aufs Genesen. Trockenheit ist ein Geschenk G-ttes und muss daher erarbeitet werden. Es gibt keinen "einfacheren, weicheren Weg", solch ein wertvolles und heiliges Geschenk der spirituellen, geistigen und emotionellen Heilung zu erlangen.
Eine alte chassidische Parabel berichtet über einen Mann, der seinen Sohn im Winter zum Fluss bringt, um ihn der mystischen Praxis spirituellen Reinigens im Wasser zu unterziehen. Der Junge schreit "Ih!", und der Vater zieht den Jungen heraus, wickelt ihn in ein Tuch und der Junge seufzt erleichtert "Ah".
"Alles was im Leben mit einem 'Ah' beginnt, ist sicherlich nicht heilig und wird auf jeden Fall mit einem 'Ih' enden""Lass das Dir eine Lehre sein, mein Sohn", sagt der Vater. "Ins Wasser Eintauchen ist ein heiliges Ritual. Daher beginnt es mit einem 'Ih', endet aber mit einem 'Ah'. Alles was im Leben mit einem 'Ah' beginnt, ist sicherlich nicht heilig und wird auf jeden Fall mit einem 'Ih' enden."
Das drücken auch Josefs und Pharaos Träume aus. Josefs Träume beginnen im Feld und enden im Himmel mit Sonne, Mond und Sternen. Es gibt eine Entwicklung vom Weltlichen zum Himmlischen. Pharaos Träume beginnen hingegen mit Kühen aus dem Tierreich und werden mit Getreidehalmen aus dem Pflanzenreich, also einer niedrigeren Lebensform, fortgesetzt. Außerdem sah Pharao in beiden Träumen zuerst die gesunden Kühe und Getreidehalme, und dann die dürren, wobei die schlechten die guten verschlangen. Leben und Gesundheit gehen den Bach hinunter. Das Negative hat keine Standkraft, sondern verwest. Jede scheinbare Substanz ist nur eine Show und will die Menschen dazu bringen will, sich auf sie einzulassen. Die Heiligkeit ist jedoch ewig. Jede Veränderung stellt Bereicherung und Wachstum von einer Ebene zur nächst höheren dar.
Unsere Beziehung zum Alkohol beginnt damit, dass er uns viel gibt, was anfänglich wenig kostet. Dann bildet sich jedoch diese Beziehung so zurück, dass uns immer weniger für einen immer höheren Preis abverlangt wird. Genesung dagegen verlangt am Anfang sehr viel von uns, wird aber von Tag zu Tag immer wertvoller.
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