Das Buch Genesis erzählt mehrere Geschichten, die Träume miteinbeziehen: Jakob sieht eine Leiter mit auf- und absteigenden Engeln,1 Josef träumt von seinem Aufstieg zur Macht,2 Pharaos Wasserverwalter und Getreideverwalter träumen von ihren unterschiedlichen Schicksalen,3 und Pharao träumt von Jahren des Reichtums und der Hungersnot.4

All diese Träume waren Botschaften von G-tt. In der Tat sind Träume das Medium, durch das G-tt oft mit den Propheten kommunizierte.5

Rabbi Schneor Salman von Liadi erklärt, dass bedeutungsvolle Träume aus einer hohen spirituellen Ebene ausgestrahlt werden, - einer diese physische Welt übersteigenden Ebene und übernatürliche Ereignisse aufweisen kann, die der Logik völlig trotzen.6

Bedeutet es, dass auch unsere Träume Botschaften von G-tt sind? Sollte uns ein nichts Gutes verheißender Traum beunruhigen?

Die Bedeutung der Träume

Selbst ein schlechter Traum kann in einen guten Traum umgewandelt werdenDie meisten unserer Träume heutzutage sind keine Botschaften von G-tt, sondern lediglich Gedanken, die weiterbearbeitet werden von dem, was uns tagsüber beschäftigt hat.7 Negative Träume, die sich nach stressigen Situationen ergeben, können sicherlich auf diese Erlebnisse zurückgeführt werden; sie verkünden absolut nichts Schlechtes.8

Es ist die Auslegung eines Traumes, die dazu führt, dass sich der Traum in die Wirklichkeit umsetzt. In den Worten des Talmuds:9 "Alle Träume folgen dem Mund." Daher wird ein Traum, falls er nicht gedeutet wird, sich nicht erfüllen.10

Dazu kommt noch, dass selbst ein Traum, der allem Anschein nach schlecht ist, in einen guten Traum umgewandelt werden kann, wenn er auf eine positive Weise gedeutet wird.11 Jedoch kann nur ein Mensch mit spezieller Intuition und Einsicht Träume auf diese Weise interpretieren.12

Der Rebbe wurde von zahlreichen Menschen, die von schlechten Träumen geplagt wurden, auf dieses Thema angesprochen. Der Rebbe erklärte, dass abgesehen von sich durch beispielhaftes Fromm-Sein auszeichnenden Menschen die Träume des Durchschnittsmenschen heutzutage keine Botschaften von G-tt sind, so dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt und nicht daran gedacht werden sollte.13 Schafft ein solcher Traum trotzdem Nervosität, soll er positiv gedeutet werden.14 Dazu ist für wohltätige Zwecke zu spenden,15 Tefillin und Mesusot zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie auch koscher sind,16 und den Glauben an G-tt und die Beachtung Seiner Tora zu verstärken.17 Wurde bereits das Birkat Kohanim (spezielles Gebet während des Priestersegens) gesagt, so wurde dieser Traum bereits in etwas Gutes umgewandelt und der Betreffende braucht sich keine Sorgen mehr zu machen.18

Ist ein Mensch wegen seines Traumes besorgt, bieten unsere Weisen verschiedene Wege an, jedes Unheil, auf das die Träume hindeuten, zu verbannen.

Fasten

Wer einen schlechten Traum gehabt hat, kann fasten, denn das Fasten hat eine große Kraft, schlechte Dekrete zu verhindern.19 Mit dem Fasten sollen wir uns mit Reue und Spenden für wohltätige Zwecke,20 mit Tora-Lernen und Beten befassen.21

Das Fasten ist nicht obligatorisch,22 so dass die durch einen Traum beunruhigten Menschen nicht zum Fasten verpflichtet sind,23 insbesondere heute, wo Träume sogar noch unbedeutender sind als in früheren Generationen.24

Der Fastentag wird gleich am Tag, nachdem sich der Traum ereignet hat, eingehalten. Ist der Betreffende sehr besorgt, ist es ihm erlaubt, sogar am Schabbat oder an einem Feiertag für diesen Zweck zu fasten.25 Jedoch sollte er auch am folgenden Tag fasten, um dafür zu büßen, dass an einem heiligen Tag gefastet wurde. Es gibt nur zwei Tage im Jahr, wo selbst das "Traumfasten" verboten ist, nämlich am Tag vor Jom Kippur26 und Purim.27

Hatte ein Mensch während des Mittagsschlafes einen schlechten Traum, soll er für die nächsten zwölf Stunden fasten, beginnend nach dem Aufstehen.28

Dabei soll der Träumer und nicht die Person, von der er geträumt hat, fasten.29

Das Fasten hat die Macht, ein potentiell schlechtes Dekret zu verhindernHeute ist es nicht sehr verbreitet ist, nach schlechten Träumen zu fasten. Da die meisten Träume heutzutage unsinnig sind, werden freiwillige Fastentage heute nicht empfohlen, da wir viel schwächer sind, als die früheren Generationen.

Hatavat Chalom - das Verbessern eines Traumes

Eine weitere Methode, ein potentiell schlechtes Dekret, das in einem Traum eingeschlossen ist, umzuwandeln, ist die Zeremonie Hatavat Chalom (einen Traum gut machen), - und zwar, gleich am Tag nach dem Traum. Die Zeremonie fordert vom Träumer zu drei Freunden zu gehen und verschiedene Verse und Gebete responsorial zu sagen.30 Dieses Gebet ist in verschiedenen Gebetsbüchern enthalten (im alten Chabad Sidur (hebräisch – einzige Edition), kann es auf S. 377 gefunden werden).

Wenn wir uns nicht mehr an den Traum erinnern können

Wer einen aufwühlenden Traum hatte, aber sich nicht mehr genau an ihn erinnert, kann ihn während des Birkat Kohanim (Priestersegen) umwandeln, - weil die Kohanim vor ihren Segensworten ein besonderes Gebet singen, das in den meisten Gebetsbüchern steht, um unbekannte Träume umzuwandeln. Wenn die Kohanim nicht singen, kann das Gebet gesprochen werden, während sie die Worte des Segens sagen.31 Das Gebet soll vollendet werden unmittelbar bevor die Gemeinde auf den letzten Segen "Amen" antwortet, somit dient dieses "Amen" auch als Antwort auf das individuelle Gebet.

Wer in Israel lebt, wo die Kohanim ihren Segen täglich sagen, sollte dieses Gebet sofort nach einem schlechten Traum sagen, an den er sich nicht genau erinnert. Wer außerhalb Israels lebt, wo die Kohanim ihren Segen nur an Feiertagen sagen, soll dieses Gebet zu diesem Zeitpunkt sagen, wo der Chasan die Worte des Priestersegens während der Wiederholung der Amida zitiert.

Zusätzlich sollten alle dieses Gebet sagen, wenn die Kohanim ihren Segen an den Festtagen geben, denn wir nehmen an, dass von einem Feiertag zum nächsten, wahrscheinlich jeder einen schlechten Traum gehabt hat, den er wohl schon vergessen hat.32 (Für weitere Informationen zu diesem Gebet, siehe neues Chabad-Gebetsbuch, S. 352.)

Gelübde, die während des Traumes abgelegt wurden

Haben wir während des Traumes ein Gelübde auf uns genommen, so ist es möglich, dass es sich dabei um ein Gelöbnis handelt, zu dem uns G-tt beauftragte. Daher sollten wir es nicht ignorieren, sondern annullieren lassen.33 Dazu versammeln sich zehn jüdische Männer, die mindestens einen Chumasch lesen können, um die Aufhebungszeremonie durchzuführen.34 Ist das nicht möglich, so reicht es aus, das Gelübde vor drei Männern für ungültig zu erklären.35 Selbst wenn das Gelöbnis bereits im Traum aufgehoben wurde, darf trotzdem nicht auf diese Annullierungsmethode verzichtet werden, denn es könnte nur der erste nicht aber der zweite Teil des Traumes von Bedeutung sein.36

Wenn wir in einem Traum exkommuniziert wurden

Wenn zehn jüdische Männer über 13 Jahre versammelt sind, ist die Schechina anwesendTräumten wir, exkommuniziert worden zu sein, müssen sich zehn Tora-Gelehrte versammeln, um die Exkommunikation aufzuheben.37 Es kann eine Botschaft gewesen sein, dass G-tt uns verbannt hat,38 und wenn zehn Männer versammelt sind, ist die Schechina anwesend hebt die Exkommunikation auf.39

Gute Träume

Positive Zeichen im Traum:40: Ein Brunnen, ein Fluss, ein Vogel, ein Wasserbehälter, ein Esel, ein weißes Pferd, Ischmael - der Sohn von Abraham, Pinchas, König David, König Salomon, ein Elefant oder viele Elefanten, Weizen, Gerste, eine reich beladene Weinrebe, eine Feige, ein Granatapfel, Oliven, ein Olivenbaum, Datteln, Ziegen, ein Myrtenast an einen Baum gebunden, eine Zitrone, ein Palmwedel, eine Gans, Hühner, ein Haarschnitt, ein herausfallender Kieferknochen, auf einer Schiffsreise, beim Schema-Gebet, beim Antworten auf ein Kaddisch-Gebet, beim Anlegen von Tefillin.

Die Erfüllung eines guten Traumes kann bis zu 22 Jahren dauern. Wir lernen das von Josef, dessen Träume sich erst nach 22 Jahren in die Wirklichkeit umsetzten.

Tora-Erkenntnisse, die sich uns enthüllt haben

Es gibt registrierte Vorfälle, bei denen großen Tora-Gelehrten neue Tora-Erkenntnisse im Traum offenbart wurden. Zwar dürfen halachische Fragen nur auf der Basis von bereits vorhandenen Tora-Quellen entschieden werden, und nicht auf G'ttlicher Offenbarung beruhen. Trotzdem kann eine solche Offenbarung als gültig betrachtet werden, wenn sie diesen Quellen nicht widerspricht. Es es den Tosafisten Rabbi Yaakov von Marosh, der viele Fragen durch Schaylat Chalom (Traumfrage) stellte. Das waren an G'tt gestellte Fragen, auf die während eines Traumes eine Antwort zu bekommen erhofft wurde. Rabbi Yaakov hat 89 Antworten via Traum erhalten. Er hat sie protokolliert und sie wurden unter dem Titel: Scheilot U'Tschuwot min HaSchamajim (Fragen und Antworten vom Himmel) veröffentlicht.41

Anweisungen, die wir während eines Traumes erhielten

Erhielten wir im Traum Anweisungen, unser Eigentum betreffend, so sind wir nicht verpflichtet, uns diesen Ratschlägen zu fügen,42 obgleich manche Rabbiner solche Anweisungen befolgen.43