Lieber Leser,
wenn Sportjournalisten Awrahams Leben verfolgt hätten, dann hätten sie ihn bestimmt „Mr. Selbstopfer“ genannt. Als junger Mann saß er wegen seines Glaubens zehn Jahre im Gefängnis. Später wurde er in einen Feuerofen geworfen, weil er sich öffentlich weigerte, dem heidnischen König zu huldigen.
Dann unterstützte er sein Leben lang andere Menschen. Obwohl er reich genug war, um in einer bequemen Oase zu leben, entschied er sich für ein einfaches Zelt in der Wüste. Dort bekamen Bedürftige Nahrung, Schatten und spirituellen Rat. Doch erst als er Jizchak fesselte, wurde Awrahams Glaube in vollem Umfang offenbar. G-tt bat ihn sogar: „Bitte, bestehe diese Prüfung, andernfalls war alles umsonst, was du bisher getan hast.“
Manchmal ist ein Selbstopfer nicht so selbstlos, wie es scheint. Es kann genauso berechnend sein wie eine geschäftliche Entscheidung. Einerlei, ob der Lohn ewige Seligkeit oder politische Propaganda ist, ein berühmter Tod kann besser aussehen als ein unbekanntes Leben. Der Lohn ist größer als der Verlust.
Für Awraham war es jedoch schrecklich, seinen Sohn auf den Altar zu legen. Er wollte ja die Welt besser machen, und Jizchak sollte sein Werk fortsetzen. Awraham träumte davon, der Ahne eines heiligen Volkes zu werden, und das war ohne Jizchak nicht möglich. Awraham konnte also nur verlieren. Trotzdem war Awraham bereit, alles aufzugeben, wenn G-tt es von ihm verlangte.
Schabbat Schalom