Lieber Leser,

in der dieswöchentlichen Sidra wird uns erzählt, dass Noach von jeder Tiergattung ein Paar in die Arche kommen ließ, und außerdem noch eine zusätzliche Zahl von koscheren Tieren und Vögeln, und zwar damit er vor diesen G-tt später Opfer darbringen konnte. Als er nach dem Herabsinken der Flut die Arche wieder verließ, führte er diesen seinen Vorsatz aus.

In der vorwöchentlichen Sidra (Bereschit) finden wir einen zum Nachdenken veranlassenden Vorfall bezüglich Korbanot (Opfer). Dort berichtet die Tora, dass Kain und Abel beide ein Opfer dem Ewigen darbrachten. Abel, ein Hirt, wählte die besten Tiere seiner Herde für das Opfer, während Kain, ein Landwirt, einige mittelmäßige Bodenerzeugnisse darbrachte. Der Herr nahm Abels Opfer an – aber Kains Opfer verwarf er.

Bemerkenswert an dieser Episode ist die Tatsache, dass die Früchte von Kains Arbeit, wiewohl er sie freiwillig darbot, von G-tt aus dem Grunde nicht angenommen wurden, weil er nicht von den besten gewählt hatte! Dort wo Maimonides diese Episode von Kain und Abel erwähnt, schreibt er dazu: "Wenn jemand einem Armen zu essen gibt, so soll er das Köstlichste seiner Tafel bieten; mit seinen besten Kleidungsstücken soll er den Nackten kleiden; und wenn er ein G-tteshaus baut, so soll er es schöner als sein eigenes Heim gestalten."

So ist denn auch der beste Teil eines jeden Tages der Anfang, die Morgenstunden, wenn man frisch und ausgeruht ist; und diese Stunden sind es, die dem Gebete und dem Studium gewidmet sein sollten. Sobald der Jude erwacht, erkennt er G-tt als seinen Schöpfer an, indem er das "Mode Ani" sagt. Danach stellt er sich zum Gebet vor seinen G-tt. Gleich darauf beschäftigt er sich mit dem Tora-Studium (und sei es auch nur auf kurze Zeit); und erst dann, nachdem er sein Bestes G-tt gegeben hat, beschäftigt er sich mit seinen weltlichen, materiellen Angelegenheiten.

Schabbat Schalom